Was passiert eigentlich unter dem Dach des Schumannhauses?

veröffentlicht am: 22.07.2016

Das Robert-Schumann-Haus Zwickau informiert:

Zum 160. Todestag Robert Schumanns und dem 60-jährigen Bestehens des Robert-Schumann-Hauses

Der 17. Internationale Robert Schumann Wettbewerb ist vorbei, die Preisträger sind geehrt. Und nun? Urlaubszeit? Ja, auch die Mitarbeiter des Schumannhauses brauchen nach diesen Anstrengungen Erholung. Und auch deshalb wird der 160. Todestag des Komponisten am 29. Juli und das 60-jährige Bestehen des Robert-Schumann-Hauses ruhig begangen – anders als vor zehn Jahren. Aber man kann ja nicht immer nur große Feste feiern.

Doch der Schein trügt, denn Ruhe gibt es im Schumannhaus eigentlich nie. „Etwas Schumannjahr ist immer“ war kürzlich ein Artikel in der Freien Presse überschrieben. Gerade in den Sommermonaten besuchen viele Urlauber und Gäste der Stadt Schumanns Geburtshaus. Ihr Rundgang endet in der Regel in der ersten Etage nach der Besichtigung der ständigen Ausstellung. Aber es geht ja noch eine Treppe höher und manch einer mag sich fragen, was eigentlich hinter der Glastür in der ersten Etage passiert. Als Antwort erhält man von den Museumsmitarbeitern die Auskunft, dass sich dort die Büroräume des Direktors und der Mitarbeiter sowie verschiedene Archivräume befinden, denn die so zahlreichen Schätze des Hauses müssen fachgerecht archiviert und die Anfragen von Wissenschaftlern und Künstlern aus aller Welt sachkundig beantwortet werden. Mit dem Sammeln von Schumanniana wurde bereits 1910 begonnen. Der Berliner Musikwissenschaftler Max Friedlaender regte an, anlässlich des 100. Geburtstages Robert Schumanns in einer Sonderausstellung die noch vorhandenen und erreichbaren Erinnerungen an Robert und seiner Frau Clara zu zeigen und daraus später ein Museum aufzubauen. Martin Kreisig, der erste Direktor des späteren Zwickauer Schumann-Museums nahm die ihm übertragene Aufgabe an und begann – praktisch aus dem Nichts heraus – zunächst eine Gedächtnisausstellung zu Ehren des Komponisten zu organisieren. Nach Abschluss der Ausstellung kamen ständig neue Materialien hinzu, denn Kreisig bemühte sich nahezu rastlos, die zunächst nur wenige hundert Stücke umfassende Sammlung zu erweitern Er konnte einen engen Kontakt zu den in der Schweiz lebenden Töchtern Schumanns Marie und Eugenie aufbauen, die den elterlichen Nachlass verwalteten. Und so kamen immer wieder wertvolle Zuwendungen nach Zwickau. Heute beherbergt das Robert-Schumann-Haus die weltweit größte Sammlung von Dokumenten zum Leben und Schaffen Robert und Clara Schumanns, die ständig erweitert wird. Hinzu kommt ein umfangreichen Konvoluts von Notenautographen und Briefen anderer Komponisten des 19. Jahrhunderts. Dies alles bildet die Grundlage für das, was außer der Archivierung des wertvollen Gutes noch hinter der Glastür in der ersten. Etage passiert. Hier wird intensiv zum Leben und Schaffen des Ehepaares Schumann geforscht Wenn das Museum mit der ständigen Ausstellung und den wechselnden Sonderausstellungen im Foyer des Hauses noch oder schon längst geschlossen hat, ist es oftmals noch lange nicht verweist, denn die Mitarbeiter des Hauses, der Neuen Schumann-Gesamtausgabe und der Schumann-Briefedition sind oft noch im Haus und forschen. Ja, auch wenn man es kaum glauben mag, es gibt auch 160 Jahre nach Robert Schumanns Tod noch so manch Neues zu entdecken. Dabei wird sehr akribisch gearbeitet, um z.B. in Notentexten zu entscheiden, ob es sich um eine vom Komponisten beabsichtigte Streichung oder ein zufälligen Tintenklecks handelt, wie lang eine crescendo-Gabel sein soll, von wem die in den Autographen vorhandenen Korrekturen stammen, usw. usw. Und auch die Briefe und Notizen Robert und Clara Schumanns und ihrer Zeitgenossen sind oftmals nur schwer zu entziffern. Es ist schon kurios, dass manchmal mehrere Wissenschaftler über ein oder zwei Wörtern oder einem Notenblatt sitzen, um sie zu entziffern. Und wenn aus dem Robert-Schumann-Haus nach Schließung des Museums und dem Ende der hier so zahlreich stattfindenden Veranstaltungen oftmals noch lange Licht in die Dunkelheit dringt, dann versuchen die Zwickauer Musikwissenschaftler hinter Schumanns Geheimnisse zu kommen und sie geben erst Ruhe, wenn sie diese gelüftet oder der Klärung wieder ein Stück näher gekommen sind.

Die Ergebnisse werden auf den regelmäßig stattfindenden wissenschaftlichen Arbeitstagungen vorgestellt werden. Die 21. findet übrigens Anfang September statt und beschäftigt sich mit dem Briefwechsel Robert und Clara Schumanns. Veröffentlicht werden die Forschungsergebnisse in einzelnen Bänden der Neuen Schumann-Gesamtausgabe, der Schumann-Briefedition und weiteren Publikationen der Mitarbeiter des Hauses.

Und so lebt der Geist Robert Schumanns in seinem Geburtshaus auch heute weiter und es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass die Bewahrung seines Erbes in seiner Geburtsstadt wie bisher fortgeführt werden kann und das Haus am Zwickauer Markteck ein Mittelpunkt der internationalen Schumannforschung und -pflege bleibt.

Blick in die Ausstellungsräume 1956
Außenaufnahme 1956
Außenaufnahme 1956
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