MDR Sinfonieorchester gibt Auftakt zu Robert-Schumann-Wettbewerb

veröffentlicht am: 09.04.2008

MDR Sinfonieorchester gibt Auftakt zu Robert-Schumann-Wettbewerb

www.schumann-zwickau.de

5. bis 15. Juni 2008 in Zwickau:XV. Internationaler Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang

Die glanzvolle Eröffnung des XV. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb am 5. Juni, 19.30 Uhr, im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt", die von MDR Figaro direkt ausgestrahlt wird, bestreiten das Sinfonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunks unter dem Schweizer Gastdirigenten Mario Venzago und mit dem Leipziger Hornquartett als Solisten.

Bereits seit 85 Jahren existiert das heutige MDR-Sinfonieorchester, dessen Entwicklung eng mit der des damals neuen Mediums Rundfunk verbunden ist. Dirigenten und Komponisten wie Hermann Scherchen, Carl Schuricht, Ernst Křenek und Richard Strauss prägten die frühen Jahre des Klangkörpers, während nach 1945 Hermann Abendroth, Herbert Kegel, Wolf-Dieter Hauschild und Max Pommer in Leipzig wirkten und seit der Wiedergründung des Mitteldeutschen Rundfunks 1991 Daniel Nazareth, Manfred Honeck, Marcello Viotti und Fabio Luisi das Orchester leiteten, denen seit 2006 Jun Märkl als Chefdirigent folgte. Neben Konzertreihen in mehreren mitteldeutschen Städten unternahm das Orchester zahlreiche Gastspielreisen, deren Höhepunkte Konzerte im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins sowie vor den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in Rom waren.

Auch das Leipziger Hornquartett, dessen Mitglieder stets dem MDR.Sinfonieorchester angehören, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1951 gegründet, widmet es sich vornehmlich der entsprechenden Literatur des 19. Jahrhunderts, in der Schumanns Konzertstück op. 86 eine zentrale Position einnimmt. Die Hornisten Max Hilpert, Tino Bölk, Johannes Winkler und Michael Gühne - seit 1996 im Leipziger Hornquartett vereint - sind bereits die dritte Hornistengeneration des Ensembles. Ihnen wird vom Publikum und von der Fachkritik stets ein hoher Grad an Homogenität und Klangkultur, ein Facettenreichtum in den Ausdrucksmöglichkeiten sowie technische Brillanz und musikalische Lebendigkeit bescheinigt.

Der Gastdirigent des Eröffnungskonzerts, der gebürtige Schweizer Mario Venzago, heute Chef des Indianapolis Symphony Orchestra in USA, hat eine lange und vielseitige Dirigentenkarriere vorzuweisen. Er leitete namhafte Orchester in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Spanien, Schweden und den USA. Die Musikhochschule Mannheim ernannte ihn zum Professor. Als Gastdirigent wirkte er u.a. mit den Orchestern London Philharmonic, BBC London, Gewandhaus Leipzig, Boston, Philadelphia und der Scala di Milano. Mehrere seiner CDs wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Mit dem Sinfonieorchester Basel spielte er das gesamte sinfonische Werk Robert Schumanns beim Label "novalis" ein. Bei "col legno" erschienen die Orchesterwerke Luigi Nonos und Ravels.

Für die Eröffnung des Schumann-Wettbewerbs hat das MDR-Sinfonieorchester ein exzellentes Programm mit herausragenden Werken Robert Schumanns zusammengestellt, wie man es in dieser Form so bald nicht wieder zu hören bekommt. Es beginnt mit der selten gespielten großen Ouvertüre zu Shakespeares „Julius Cäsar" op. 128, die Schumann zu Beginn seiner Tätigkeit als Düsseldorfer Musikdirektor 1851 komponierte. Den tragischen Stoff des Shakespeare-Dramas hat der Komponist in eine originelle musikalische Form gebracht, die von quasi „gepanzerten" Blechbläserklängen geprägt ist.

Dem besonders fruchtbaren Dresdner Schaffensjahr 1849 entstammt Schumanns Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester F-Dur op. 86. Der Komponist hatte Bekanntschaft geschlossen mit verschiedenen Mitgliedern der Königlichen Kapelle, für die er nun einige Solowerke mit Klavier schrieb, darunter das „Adagio und Allegro" op. 70 für Horn, das dem Dresdner Hornisten Schlitterlau auf den Leib geschrieben war. Noch während der Komposition kam ihm die Idee zu einem „Vierhornstück" mit Orchester, bei dem das ganze Hornquartett virtuose Aufgaben zugemessen bekam. Wegen der immensen Schwierigkeit des Soloparts kann das schöne Werk nur von erstklassigen Interpreten aufgeführt werden und erklingt deswegen relativ selten, wenn auch in Zwickau mehr Aufführungen davon als an vielen anderen Orten stattgefunden haben werden. Zuletzt erklang das Konzertstück zu den Schumann-Musiktagen 2003 von einem Essener Solistenquartett gespielt, während es nun die erfahrenen Hornisten des MDR-Orchesters adäquat darbieten werden.

In besonderer Weise mit Zwickau verbunden ist Schumanns große C-Dur-Sinfonie op. 61, die er 1845/46 in Dresden schrieb, erklang sie doch unter Leitung des Komponisten beim ersten Schumann-Fest in seiner Vaterstadt am 10. Juli 1847 im Zwickauer Gewandhaus. Zur Erinnerung an dieses Festival wurde das Programm des Festkonzerts im September 2007 als „Schumann-Gala" am gleichen Ort nachgestaltet und errang erneut einen großen Erfolg. Uraufgeführt worden war Schumanns Zweite Sinfonie im Leipziger Gewandhaus am 5. November 1846 unter Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, der kurz darauf auch eine weitere Aufführung dirigierte. Vom ersten Biographen des Meisters, Wilhelm Joseph von Wasielewski, wurde die C-Dur-Sinfonie als „die bedeutendste Leistung Schumanns in diesem Fache" bezeichnet, die der Komponist zwar in leidendem Zustand begonnen hatte, „diesen Zustand (aber) durch seine außerordentliche Willenskraft geistig besiegte" und ein Werk höchsten Anspruches schuf. Die beiden gewaltigen Ecksätze, ebenso aber das dämonische Scherzo und das vergeistigte Adagio vermögen bei entsprechender Interpretation auch ein heutiges Publikum zu begeistern, und das MDR-Sinfonieorchester mit Mario Venzago am Pult sind prädestiniert zu einer solchen Darbietung.Von Dr. Gerd Nauhaus