Katharinenkirche trägt künftig das Europäische Kulturerbe-Siegel

veröffentlicht am: 14.05.2014

Vom 16. Mai an trägt die Katharinenkirche in Zwickau offiziell das europäische Kulturerbe-Siegel „Stätte der Reformation". Das in seinen Ursprüngen aus dem 13. Jahrhundert stammende Denkmal ist damit einer von 22 Standorten in Deutschland und neben Torgau der einzige in Sachsen, das diese Auszeichnung erhält. Die entsprechende Plakette wird im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung für das Festival der Reformation am kommenden Freitag um 19.30 Uhr enthüllt. Das Festival, zu dem Gäste aus ganz Deutschland erwartet werden, dauert bis einschließlich Sonntag.

Die Europäische Union hat mit ihrem Kulturerbe-Siegel eine Auszeichnung installiert, die das Zugehörigkeitsgefühl der Bürger auf Basis gemeinsamer kultureller sowie historischer Elemente und Werte stärken soll. Zudem werden regionale Vielfalt gewürdigt und das Miteinander sowie der interkulturellen Dialog gefördert. Die Auszeichnung  erhalten dementsprechend Stätten, die einen bedeutenden symbolischen Wert für Europa, für die gemeinsame Geschichte oder für den Aufbau der EU besitzen. Inhaltlich gibt es zwei Themenkreise: zum einen stehen Orte bzw. Institutionen im Fokus, die Teil der Reformationsgeschichte sind, zum anderen jene, die eine bedeutende Rolle im Zusammenhang mit dem „Eisernen Vorhang" spielen.

Die Katharinenkirche: „Stätte der Reformation"

Im Falle der Katharinenkirche ist die Auszeichnung auf die Reformation bezogen. Zwickau war nach Wittenberg die zweite Stadt, in der sich die Reformation vollständig durchsetzte. Der Rat und 1521 vor allem Bürgermeister Hermann Mühlpfort standen in engem Kontakt zu den Wittenberger Reformatoren. Martin Luther widmete seine berühmte Schrift „Von der Freyheyt eynis Christenmenschen" dem Zwickauer Bürgermeister. Luther persönlich hielt zwischen dem 30. April und 2. Mai 1522 vier Predigten in Zwickau und sprach unter anderem vor 14.000 Menschen am Rathausfenster. Bereits 1521 wurde mit Nikolaus Hausmann der erste evangelische Pfarrer eingesetzt, 1524 die erste Messe in Deutsch gelesen und ab 1525 alle Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten.

Erstmals 1219 erwähnt, war die Katharinenkirche zunächst Kloster-, Burg-, Schloss- und später Stadtkirche. Ihre heutige Baugestalt wird vom Umbau zur spätgotischen Hallenkirche im 15. Jahrhundert geprägt. Bemerkenswert sind insbesondere der Altar aus der Werkstatt L. Cranachs d. Ä. von 1518 oder die einzige erhaltene historische Läuteglocke von 1482 sowie das „Tuchmacherglöckchen" am Hauptturm.

Von Herbst 1520 bis April 1521 wirkte hier Thomas Müntzer als Prediger. Seine radikalen Ansichten fielen aufgrund sozialer Spannungen, vor allem unter den Handwerksgesellen, auf fruchtbaren Boden. Um Aufruhr in der Stadt zu vermeiden, entließ der Rat am 16. April 1521 Müntzer aus seinen Diensten. Vor der Kirche sind die Statue Thomas Müntzers sowie ein Relief über den Bauernkrieg von dem Berliner Bildhauer Jürgen Raue aus dem Jahr 1989 zu sehen.

Aus diesem Grunde wurde die Katharinenkirche stellvertretend für alle Stätten der Reformation in Zwickau mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel geehrt und ist somit Teil des Netzwerkes von insgesamt 22 weiteren Standorten in Deutschland, die Teil der Reformationsgeschichte sind. In Mitteldeutschland zählen dazu u.a. Schloss Hartenfels mit Schlosskapelle und Katharina-Luther-Stube (Torgau), Lutherstadt Eisleben, Lutherstadt Wittenberg, Mansfeld-Lutherstadt, die Wartburg-Stiftung (Eisenach), das Collegium Maius der Erfurter Universität und das Panorama-Museum in Bad Frankenhausen.

Das Festival der Reformation

Das Festival der Reformation macht jedes Jahr in einer anderen Stadt halt und wird in Kooperation mit dem Europäischen Tourismusverbund „Stätten der Reformation" e.V. organisiert. Die Schirmherrschaft für die in Zwickau stattfindende 11. Auflage hat die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Sabine von Schorlemer, übernommen. Neben der Eröffnungsveranstaltung mit der Verleihung des Kulturerbe-Siegels ist von Freitag, 16. Mai bis Sonntag, 18. Mai ein mittelalterliches Treiben im und um das Schloss Osterstein zu erleben, das Luther 1522 ebenfalls besucht hatte. Am Samstag und Sonntag lädt zudem die Kinder-Luther-Welt die kleinen Besucher ein, in die mittelalterliche Welt einzutauchen und Stationen aus dem Leben des Reformators kennenzulernen. Zum Festgottesdienst am Sonntag um 10.30 Uhr wird im Dom St. Marien Prof. Dr. Margot Käßmann erwartet. Zu erleben gibt es zudem Vorträge, Konzerte und Stadtführungen sowie die „Straße der Reformation", wo sich neun Städte der Reformation aus ganz Deutschland, u.a. Augsburg, Magdeburg und Worms, präsentieren. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen im Rahmen des Festivals der Reformation ist frei.

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Die Katharinenkirche erhält das europäische Kulturerbe-Siegel
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Fotos: Kultour Z.