Italiensehnsucht - Sonderausstellung in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU

veröffentlicht am: 23.03.2021

Das Kulturamt informiert:

Ausstellung wird ab Samstag digital begleitet

Groß ist das Fernweh und die Sehnsucht - nach Sommer, Sonne, Italien oder dem Dolce Vita. Die Ausstellung „Italiensehnsucht! Auf den Spuren deutschsprachiger Künstlerinnen und Künstler 1905-1933“ (geplante Ausstellungsdauer: 27. März bis 30. Mai) in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum nimmt mit auf die Reise in „das Land, wo die Zitronen blüh’n“. Man entdeckt nicht nur die Orte Italiens – die Fischerorte an der ligurischen Küste oder am Golf von Salerno, die großen Städte wie Florenz, Venedig und Rom – sondern auch ganz viele verschiedene künstlerische Temperamente und die Art, wie sie Italien für sich wahrgenommen haben. Die Ausstellung vereint ca. 80 Gemälde, Fotografien, Papierarbeiten und Skulpturen von Künstlerinnen und Künstlern zwischen 1905 und 1933 – u. a. von Ernst Barlach, Adolf Erbslöh, Erich Heckel, Carlo Mense, Gabriele Münter, Walter Ophey, Max Pechstein, Hans Purrmann, Anita Rée und Karl Schmidt-Rottluff.

Da das Museum derzeit geschlossen ist, wird die Ausstellung mit digitalen Aktionen begleitet. Dazu zählen ein 360-Grad-Rundgang, Videos zu „Lieblingsbildern“, eine App mit Quiz und natürlich: ausgewählte Werke.

Mit Italien verbinden sich seit Goethes berühmter Reise südliche Sehnsuchtsbilder, die viele Künstlergenerationen magisch anzogen. Es galt, antike Schätze, geschichtsträchtige Städte und eine sonnendurchflutete Mittelmeerlandschaft zu erkunden. Vielfältig waren die kulturellen Anregungen, überwältigend das südliche Lebensgefühl. Unzählige Kunstwerke in den Kirchen, Palazzi und Museen lockten in das Land jenseits der Alpen: In Florenz ließ sich die Kunst der Renaissance studieren, die Zauberstadt Venedig faszinierte durch seine Lage in der Lagune und Rom beeindruckte als macht- und prachtvolles Zentrum der katholischen Weltkirche. Die Mittelmeerlandschaft, das glitzernde Wasser, das gleißende Licht, die exotische Vegetation faszinierten gleichermaßen. Neben Paris, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur maßgeblichen Inspirationsquelle für die junge Künstlergeneration avancierte, blieb Italien begehrtes Reiseziel, etwa für August Macke und Max Pechstein. Künstler wie Ernst Barlach oder Karl Schmidt-Rottluff kamen als Stipendiaten an die deutschen Künstlerhäuser, die Villa Romana in Florenz und die Villa Massimo in Rom, und konnten das Land auf diese Weise für sich und ihr Schaffen entdecken.

Italiensehnsucht: Künstlerpaare

„Bella Italia“ war auch für Paare und Freunde touristisches Ziel und ermöglichte gleichzeitig die gemeinsame künstlerische Auseinandersetzung mit Städten und Orten, Landschaften und Einheimischen. So genossen Gabriele Münter und Wassily Kandinsky 1905/06 „la dolce vita“ und verbrachten arbeitsreiche Monate in Rapallo an der ligurischen Küste. Das Künstlerpaar Maria Caspar-Filser und Karl Caspar reisten 1911 zum ersten Mal nach Italien, wo beide ihre Eindrücke der Landschaft in und um Florenz in Großformaten auf die Leinwand bannten. Dagegen wählte das Künstlerpaar Gertrud Eberz-Alber und Josef Eberz für ihre Ansichten von Amalfi, wohin es sie Anfang der 1920er-Jahre zog, bevorzugt das Aquarell und die Radierung. Hans Purrmann ließ sich 1922 für mehrere Jahre in Rom nieder, seine Frau Mathilde Vollmoeller-Purrmann besuchte ihn während der Sommermonate. Mit intensiven, leuchtenden Farben hielten sie die antiken Stätten und berühmten Plätze der Ewigen Stadt fest. Indessen suchten die Künstlerfreunde Max Pechstein und Alexander Gerbig nach touristisch möglichst unerschlossenen Gefilden und fanden ihr Malerparadies 1913 im kleinen Fischerort Monterosso al Mare in Ligurien, wohin sie 1924 zurückkehrten.

Positano – Colori d’Italia

Italien wurde vielen zum Sehnsuchtsland der Farbe und des Lichts. Die Amalfiküste rund um Positano und Sorrent, die Inseln Capri, Ischia und Sizilien entwickelten sich zu beliebten Treffpunkten deutschsprachiger Künstlerinnen und Künstler. Besonders die spektakuläre Lage des hoch aufragenden Positanos und dessen kulissenartiger, von kubischer Architektur geprägter Charakter inspirierte in den 1920er-Jahren Künstler wie Anita Rée oder Richard Seewald zu neuartigen Kompositionen. Hier malte Adolf Erbslöh seine ausdrucksstarken, mit dem Pinsel gebauten Ansichten der mediterranen Steilküste, hier schuf Otto Morach Landschaftsgemälde, die von einer geheimnisumwitterten Leblosigkeit geprägt sind. Carlo Mense erreichte in Positano mit einer altmeisterlichen Maltechnik einen modernen Klassizismus mit surrealen Zügen, während die „Hellmalerei“ des Lichtenthusiasten Walter Ophey mit ihrem mosaikartigen Geflecht getupfter Pinselstriche einen Höhepunkt erfuhr.

Italien – ewig modern

Im Hinblick auf den hohen künstlerischen Innovationsanspruch im 20. Jahrhundert stellte sich die Frage, was im (kunst-)historisch reichen Italien noch neu zu entdecken sei. Die Sehnsucht nach einer inspirierenden Landschaft führte Werner Gilles nach Abschluss seines Studiums am Bauhaus in den Süden Italiens, wo er mit seinem Freund aus Schülertagen, Otto Pankok, zusammentraf. Pankok widmete sich wie Max Beckmann, der regelmäßig an die Adria oder Riviera reiste, allen Facetten des Lebens unter italienischer Sonne und übersetzte die erlebte Leichtigkeit des Seins mit einem Augenzwinkern in eine von der Vereinfachung der Form getragene Bildsprache. Die Sinne berührende Stimmungen transportieren auch die luftigen Aquarelle Hans Kuhns, für den Italien ebenso zur zweiten Heimat wurde wie für Eduard Bargheer und Max Peiffer Watenphul, dessen spannungs- und kontrastreiche Fotografien aus Rom und Florenz nicht nur seine Ausbildung am Bauhaus reflektieren, sondern auch einen neuen Blick auf Altbekanntes ermöglichen.  

Italien digital erleben auf www.kunstsammlungen-zwickau.de

Derzeit müssen die KUNSTSAMMLUNGEN leider geschlossen bleiben. Das Haus hat daher digitale Angebote entwickelt, die ab Samstag, dem 27. März unter www.kunstsammlungen-zwickau.de genutzt werden können. Dazu zählen ein 360-Grad-Rundgang, Videos der Kuratorinnen und Mitarbeiterinnen des Museums zu ihren „Lieblingsbildern“, eine App mit Quiz und ausgewählten Werke, versehen mit Hörtexten. Mit Ausstellungsbeginn fließen jede Woche neue Bilder und Kreativangebote ein. 

Der 360-Grad-Rundgang durch die Ausstellung ersetzt zwar nicht die persönliche Begegnung mit den Kunstwerken, bietet aber einen anschaulichen Einblick in die Ausstellungsräume. Ergänzt wird der virtuelle Rundgang durch Zoom-Effekte, Videos, Hör- und Textstationen. Verschiedene Malvorlagen, Suchbilder sowie weitere spielerische Angebote laden zum kreativen Entdecken der Italien-Bilder ein.

Die neue Challenge in der App MuseumStars „ITALIENSEHNSUCHT?“ bietet eine abwechslungsreiche Entdeckungsreise nach Bella Italia, mit spannenden Infos zu Künstlern und Werken sowie kniffligen Quiz- und Schätzfragen! Die App MuseumStars steht zum Download in allen App-Stores zur Verfügung.

Karl Schmidt-Rottluff: Monte Palatino, 1930; (c) Brücke-Museum + Karl und Emy Schmidt-Rottluff-Stiftung
Hans Kuhn: Südliches Zimmer, 1931; (c) Nachlass Hans Kuhn Baden-Baden