Jumana Manna erhält den diesjährigen Max-Pechstein-Förderpreis 2021

veröffentlicht am: 28.09.2021

Das Kulturamt informiert:

Das Stipendium geht an Maja Behrmann

Jumana Manna ist Trägerin des diesjährigen Max-Pechstein-Förderpreises der Stadt Zwickau. Diese Entscheidung traf nach dreistündiger, intensiver wie argumentationsreicher Diskussion die siebenköpfige Jury auf ihrer Sitzung, die am Nachmittag zu Ende ging. Das Stipendium geht an Maja Behrmann. Die Preisverleihung findet am Freitag, dem 1. Oktober statt. Ab Samstag sind die Werke der beiden Ausgezeichneten sowie der drei weiteren Nominierten in der Sonderausstellung in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum zu sehen.

Jumana Manna überzeugte mit ihrer vielschichtigen wie poetischen Filmarbeit „Wild Relatives“, die sowohl lokale als auch globale Fragestellungen berücksichtigt. Ihre Intervention mit Brot assoziierenden Keramikobjekten in den historischen Vitrinen der mineralogisch-geologischen Sammlung des Museums beeindruckte hier besonders. Sie nimmt hier einen wichtigen Aspekt ihres künstlerischen Werkes aus dem Film auf, die eine Auseinandersetzung mit dem Wert von Saatgut, von Grundnahrungsmitteln fortführt und bildhaft macht.

Die sehr individuelle, nicht statische Formensprache von Maja Behrmann veranlasste die Jury ihr das Stipendium zu verleihen. Sie setzt sich mit Sammlungs- und Ordnungsprozessen auseinander und entwickelt ein endloses Vokabular an Formen, die sie souverän im Raum positioniert. Besonders überzeugt ihr nicht hierarchischer Umgang mit dem Material und die Interaktion zwischen den Formen im zwei- und dreidimensionalen Raum, der auch imaginär sein kann.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung zum Max-Pechstein-Förderpreis ermöglicht einen spannenden Ausschnitt auf die aktuellen Diskurse in der jungen Gegenwartskunst. Sie ist sozusagen eine Momentaufnahme der vielfältigen künstlerischen Gestaltungsmittel und Themen, mit denen sich die jüngste Künstlergeneration beschäftigt. Immer wieder haben wir in den letzten Jahren festgestellt, dass bestimmte Fragen, die uns ganz aktuell in der Gesellschaft berühren, von den jungen Künstlerinnen und Künstlern unmittelbar aufgegriffen werden.

Wie sehr die derzeit fast acht Milliarden Menschen auf unserer Erde über Grenzen und Kontinente hinweg miteinander verbunden sind, zeigte die sich im letzten Jahr rasend schnell ausbreitende Pandemie, die mit den gesundheitlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen unsere Gesellschaft tief erschüttert hat. Deutlich wurde uns vor Augen geführt, wie massiv die internationalen Wirtschaftsströme und Kulturtransfers unser Leben verändern. Das globale, wachstumsorientierte „Höher, Schneller, Weiter“ steht auf dem Prüfstand.

In der Kunst spiegelt sich verdichtet diese Auseinandersetzung mit der Welt, der Natur, der Geschichte und auch der Kunst selbst wider. Auch die für den Max-Pechstein-Förderpreis nominierten vier Künstlerinnen und ein Künstler reagieren mit verschiedenen ästhetischen Ansätzen auf diese für uns alle spürbaren und schmerzhaften Veränderungen. Sie verstehen sich als durchaus politische Künstlerinnen und Künstler, die in gesellschaftlichen Bezügen und Räumen agieren und ihre Reflexionen als kollektives Weiterdenken über problematische gesellschaftliche Zustände anbieten. So wird Kunst zum probaten Erkenntnis- und Gestaltungsmedium, aber auch zum optimalen Transmitter für individuelle Kritikansätze. Anna Ehrenstein, Jumana Manna und Irène Mélix setzen sich mit sozialpolitischen wie historischen Fragestellungen und der Bildung von Identität auseinander. Wolfgang Günther und Maja Behrmann nutzen traditionelle Gestaltungsmittel wie die Malerei und Plastik, um unsere Wahrnehmung, aber ebenso den kreativen künstlerischen Prozess selbst zu hinterfragen. Die Kunst wird zum genuinen Verhandlungs- und Gestaltungsort, um Möglichkeiten für eine bessere Welt zu reflektieren.

Nominiert waren in diesem Jahr fünf aussichtsreiche Kandidaten, die von anerkannten Kuratoren vorgeschlagen wurden. Ihre Werke, die eigens für Zwickau entstanden, sind sämtlich vom 2. Oktober 2021 bis 9. Januar 2022 in der Sonderausstellung in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum zu sehen:

  • Maja Behrmann · Prof. Jana Gunstheimer · Bauhaus-Universität Weimar
  • Anna Ehrenstein · Daniel Niggemann · Freier Kurator, Leipzig
  • Wolfgang Günther · Dr. Jörg Daur · Museum Wiesbaden
  • Jumana Manna · Lisa Marei Schmidt · Brücke-Museum, Berlin
  • Irène Mélix · Silke Wagler · Kunstfonds, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Der Jury gehörten an:

  • Dr. Jenny Graser · Kupferstichkabinett Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz
  • Erik Stephan · Kunstsammlungen Jena 
  • Dr. Jeannette Stoschek · Museum der bildenden Künste Leipzig 
  • Constance Arndt · Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau
  • Dr. Michael Löffler · Kulturamtsleiter der Stadt Zwickau
  • Dr. Petra Lewey · Leiterin KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum
  • Christian Siegel · Stadtrat der Stadt Zwickau
Konnten im Rahmen des Pressetermins die Preisträger verkünden: Dr. Jeannette Stoschek, Dr. Petra Lewey und Dr. Michael Löffler.
Jumana Manna: wild relatives (Foto: Gregor Lorenz)