Gedenkbäume: Wider das Vergessen mit bunten Kranichen aus Papier

veröffentlicht am: 22.03.2023

Mit zehn Bäumen erinnert die Stadt Zwickau seit 2019 an die Menschen, die in der Zeit vom 9. September 2000 bis zum 25. April 2007 vom sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) ermordet wurden. Zur Einweihung des Gedenkortes sagte Zwickaus damalige Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß: „Wir zeigen, dass der NSU ein Teil der Zwickauer Geschichte ist.“ Zugleich seien die Bäume und die Gedenktafeln ein Zeichen der Hoffnung und Mahnung, sich für Demokratie und Toleranz einzusetzen.

Diese Idee aufgreifend erinnert der Demokratiebereich des Alten Gasometer e.V. seit 2022 mit gefalteten Kranichen aus Papier an Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. 

Bunte Origami-Kraniche als Symbol des Glücks, der Klugheit und der Langlebigkeit werden jeweils zum Geburtstag dieser Menschen in den entsprechenden Gedenkbaum am Schwanenteich gehängt. Dort fliegen sie dann wider das Vergessen im Wind, bevor sie nach einigen Tagen wieder abgenommen werden. Mit einem kleinen Beitrag auf der Internetseite des Alten Gasometers sowie dem Facebook-Kanal des Demokratiebündnisses wird das Gedenken in die Öffentlichkeit getragen. 

Weil die Idee des Kranich-Gedenkens bei sehr vielen Menschen gut ankam, wird sie auch in diesem Jahr fortgeführt. Am 20. März 2023 wäre Süleyman Taşköprü 53 Jahre alt geworden – wenn der damals 31-jährige Vater einer kleinen Tochter nicht am 27. Juni 2001 in Hamburg zum dritten Mordopfer der NSU-Rechtsterroristen geworden wäre. Mit 53 bunten Kranichen wurde in dieser Woche an ihn erinnert. 

Wider das Vergessen: Schulen als Paten

Im Laufe des vergangenen Jahres entstand der Gedanke, Schulen oder einzelne Klassen als Paten zu gewinnen. Im Rahmen des Projekts werden dann zum einen die Origami-Kraniche gefaltet und zu dem entsprechenden Geburtstag in den jeweiligen Gedenkbaum gehangen. Zum anderen bietet sich die Möglichkeit, sich im Unterricht mit NSU-Komplex und Rechtsextremismus auseinanderzusetzen. Das ist gelebte Erinnerungskultur und zugleich ein Stück Stadtgeschichte.

Bislang haben bereits vier Schulen eine Patenschaft übernommen: Die DPFA-Regenbogen Schulen erinnern an Mehmet Kubaşık (1. Mai), die Humboldtschule an Habil Kılıç (21. September), das Peter-Breuer-Gymnasium an Michèle Kiesewetter (10. Oktober) und das Käthe-Kollwitz-Gymnasium an Halit Yozgat (10. Dezember).

Oberbürgermeisterin Constance Arndt unterstützt das Projekt. Sowohl die Stadt Zwickau als auch der Demokratiebereich des Alten Gasometer freuen sich über weitere Schul-Patenschaften. Bei Interesse melden Sie sich gern im Alter Gasometer bei Claudia Drescher-Kriegsmann unter 0175 / 47 28 079 bzw. per E-Mail unter claudia.drescher-kriegsmannalter-gasometerde.

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