Max-Pechstein-Förderpreis der Stadt Zwickau geht an Maria Anisimowa

veröffentlicht am: 25.08.2015

Die Stadt Zwickau informiert:

Das Stipendium geht an Jeronimo Voss

Maria Anisimowa ist Trägerin des diesjährigen Max-Pechstein-Förderpreises der Stadt Zwickau. Diese Entscheidung traf die siebenköpfige Jury auf ihrer Sitzung, die am Nachmittag zu Ende ging. Das Stipendium geht an Jeronimo Voss aus Frankfurt am Main. Die Preisverleihung findet am Freitag, dem 28. August statt. Ab Samstag sind die Werke der beiden Ausgezeichneten sowie der drei weiteren Nominierten in der Sonderausstellung in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum zu sehen.

Maria Anisimowa

lebt und arbeitet in Offenbach am Main

  • 1984 in Orjol (Russland) geboren
  • 2011 Dr. Marschner Rundgangspreis, HFG Offenbach
  • 2012 Rundgangspreis der freunde der hfg e.V.
  • 2015 Diplom an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach am Main 

Zur Preisvergabe:

Maria Anisimowa überzeugte die Jury mit Porträts und Menschenbildern, die sie auf ganz neuartige Weise in räumliche Zusammenhänge bringt. Das vertraute Thema des Porträts setzt Maria Anisimowa in ihren Arbeiten auf eine außergewöhnlich mutige Art und Weise um. Ihren gekonnter Umgang mit dem musealen Raum honorierte die Jury in besonderer Weise.

Zu ihrer Arbeit:

Die Darstellung des Menschen als Individuum mit seinen ganz spezifischen, wiedererkennbaren Eigenschaften und den Wirkungen auf das „Gegenüber“ ist seit der Renaissance bis in unsere unmittelbare Gegenwart hinein ein wichtiges Thema in der Kunst. Die Befragung des Anderen oder die Reflexion auf das eigene Ich sind in den Installationen und Assemblagen, die Maria Anisimowa aus Alltagsgegenständen, Spiegeln oder Textilien fertigt, als „Porträts“ inszeniert. Diese Bildfindungen besitzen eine ungeheure Assoziationskraft, erzählen Geschichten, erinnern an Vertrautes oder brechen das Erwartete. Der porträtierte Mensch ist zwar im direkten Sinne abwesend, aber dennoch – durch die stark assoziativen Materialkompositionen – unglaublich präsent. Die Inszenierung dieser irritierenden, ganz subjektiv auszudeutenden Menschenbilder in der repräsentativen Eingangshalle des Musentempels erhält zudem eine eigene, dem Betrachter emotional mitreißende Dramaturgie.

Jeronimo Voss

lebt und arbeitet in Frankfurt am Main

  • 1981 in Hamm (Westfalen) geboren
  • 2002 Studium Kommunikationsdesign an der Gesamthochschule Essen
  • 2003 bis 2009 Studium Freie Bildende Kunst, HfBK Städelschule, Frankfurt am Main
  • 2012 Einjähriges Arbeitsstipendium der Jürgen Ponto-Stiftung
  • 2013 Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung
  • 2014 GWK-Förderpreis Kunst
  • 2014 Gastdozent, Institut Kunst, Hochschule für Gestaltung und Kunst, FHNW, Basel

Zur Preisvergabe:

Jeronimo Voss überzeugte mit seiner konsequenten Präsentation, die er in Projektionen und Montagen konzeptionell schlüssig im Raum inszeniert. Dabei beeindruckte sein Umgang mit Geschichte, Technik, Medien und Wissenschaft.

Zu seiner Arbeit:

In der Apsis des großen Saales projiziert Jeronimo Voss seine Arbeit „Die Ewigkeit durch die Sterne“, die auf eine im Jahr 1871/72 verfasste astronomische Hypothese von Louis-Auguste Blanqui, eines Theoretikers und Aktivisten der Pariser Kommune, zurückgeht. Blanqui geht von einer unendlichen Verknüpfung aller belebten und unbelebten Erscheinungen aus. Unendlich kann sich Geschichte wiederholen und in „Doppel-Universen“ können sich wiederum unendlich viele Möglichkeiten der Entwicklung ergeben. Diese faszinierende Theorie von Unendlichkeit, von den Möglichkeiten unserer Existenz, der Politik, Geschichte, Wissenschaft und Kultur erzählt Jeronimo Voss in verdichteten Bildern. Er nutzt historisches Bildmaterial, wie alte, restaurierte Glasdias, auf denen diverse Karten und Stadtansichten zu finden waren, bearbeitet Bilder des Universums und montiert diese Teile zu einer philosophischen Reise durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Fasziniert von alten Projektionsapparaturen, knüpft der Künstler an die Ästhetik der Laterna Magica an, die seit dem späten 18. Jahrhundert mit bewegten und überlagerten Bildern Illusionen und Phantasmagorien kreierte und das Publikum trickreich verzauberte. Jeronimo Voss übersetzt diese Bildsprache der Täuschung in eine moderne Form und entwirft eine ungewöhnliche, filmische Erzählung, die Fragen zur Welt, zu Weltanschauungen und Idealen der Menschheit kritisch, aber dennoch auf äußerst poetische Weise stellt.

Nominierte und Jury

Nominiert waren in diesem Jahr fünf aussichtsreiche Kandidaten, die von anerkannten Kuratoren vorgeschlagen wurden. Ihre Werke, die eigens für Zwickau entstanden, sind sämtlich vom 29. August bis 18. Oktober in der Sonderausstellung in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum zu sehen:

Maria Anisimowa (Offenbach am Main), nominiert von Franciska Zólyom, Direktorin Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig • Florian Auer (Berlin), nominiert von Hilke Wagner, Direktorin Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden • Der Greif (Augsburg und München), nominiert von Dr. Thomas Elsen, Leiter H2-Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast, Kunstsammlungen und Museen Augsburg • Flaka Haliti (München, Prishtina, Wien), nominiert von, Dr. Matthias Mühling, Direktor Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München • Jeronimo Voss (Frankfurt am Main), nominiert von Thomas Thiel, Direktor Bielefelder Kunstverein im Waldhof

 

Der Jury gehörten an:

Michael Arzt, Künstlerische Leitung HALLE 14 , Zentrum für zeitgenössische Kunst, Leipzig • Frank Eckhardt, Geschäftsführer riesa efau. Kultur Forum Dresden • Anja Richter, Kuratorin Kunstsammlungen Chemnitz MUSEUM GUNZENHAUSER • Dr. Pia Findeiß, Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau • Dr. Michael Löffler, Kulturamtsleiter Zwickau • Dr. Petra Lewey, Leiterin KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum • Karl-Ernst Müller, Stadtrat Zwickau

 

Max-Pechstein-Preis und –Förderpreis

Die Wurzeln des Max-Pechstein-Preises reichen in das Jahr 1947 zurück. Damals gelang es, den in Zwickau geborenen und in Berlin lebenden Künstler für die Einrichtung dieser Auszeichnung zu gewinnen, so dass der Preis als Kunstpreis der Stadt Zwickau – gemeinsam mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Pechstein – erstmals als Förderpreis für junge Künstler vergeben werden konnte.

Nach einer Zwangspause ab 1963 wurde 1985 erstmals wieder die Auszeichnung vergeben. Nach der Wende bot sich schließlich die Chance, den Gedanken des Förderns aufzugreifen, 1995 konnte erstmals wieder ein Förderpreis vergeben werden.

Die Verleihung des Max-Pechstein-Preises erfolgt inzwischen im Zweijahresrhythmus, zweimal hintereinander als Förderpreis für junge Künstler oder Künstlergruppen (in der Regel bis 30 Jahre, im Ausnahmefall bis max. 35 Jahre) und einmal, im jeweils sechsten Jahr als Ehrenpreis für das Gesamtwerk eines profilierten Künstlers der Gegenwart.

Die Teilnehmer des Förderpreises, die im deutschsprachigen Raum leben ohne deutscher Nationalität sein zu müssen, werden von Kunstsachverständigen vorgeschlagen. Einerseits wird über diese Art Mentorenschaft das notwendige Zusammenspiel zwischen Künstlern und Kunstvermittlern in der heutigen Kulturlandschaft verdeutlicht, andererseits besteht hier eher die Möglichkeit, auf neueste Aspekte und künstlerische Positionen in der jüngsten Kunstentwicklung hinzuweisen und diese zu fördern. Auf die Beschränkung eines künstlerischen Genres oder eines Themas wird bei der Auswahl der Werke verzichtet.

Mit 5.000 Euro Preisgeld sowie 3.000 Euro als Stipendium gehört der Pechstein-Preis nicht zu den hoch dotierten Preisen. Allerdings stellt schon die Nominierung eine wichtige und nicht zu unterschätzende Förderung dar, da es für jeden vorgeschlagenen Künstler einen kleinen Katalog und eine Ausstellung in den KUNSTSAMMLUNGEN gibt. Zu den Nominierten und Preisträgern vergangener Jahre gehörten Nachwuchskünstler, die sich inzwischen längst einen Namen gemacht haben, wie z.B. Tilo Schulz, Manfred Pernice, Jens Haaning, Laura Horelli, Florian Hecker, Jonathan Meese, Luka Fineisen, Jaqueline Jurt oder Lusie Schröder, die den Max-Pechstein-Förderpreis 2013 gewann.

 

Ausstellung „Max-Pechstein-Förderpreis 2015“ 29. August bis 18. Oktober 2015

Ausstellungseröffnung: 28. August, 18 Uhr

Öffentliche Führungen:
17. und 30. September 2015, 18 Uhr

Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro

  1. 18. Oktober 2015, 15 Uhr

Erwachsene 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro

 

Angebote für Schulen:
Junge Kunst zwischen Skulptur, Fotografie, Montage und ihre mediale Inszenierung (ab Klasse 9, mit Voranmeldung)

Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

Maria Anisimowa Ausstellungsinstallation
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