Heinrich Braun

Heinrich Friedrich Wilhelm Braun wurde am 1. Januar 1862 als drittes Kind des Kaufmanns Ferdinand Theodor Constantin Braun und dessen Ehefrau Bertha Elisabeth Braun in der polnischen Kleinstadt Rawicz geboren. Heinrich Braun verlor früh seine Eltern und verbrachte seine Kindheit bei Verwandten unter sozial gesicherten Verhältnissen. Seine Schulzeit verbrachte er an der Kreuzschule (ab 1871) und am Vitzthumschen Gymnasium (ab 1873) in Dresden. Nach dem Abitur studierte Braun, der sich seit seiner Schulzeit sehr für Naturwissenschaften interessierte, an verschiedenen Universitäten medizinische Wissenschaften. 1887 legte er in Leipzig das Staatsexamen ab und verteidigte seine Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Medizin. Ab Januar 1888 arbeitete er in der Volkmannschen Klinik in Halle als Volontär und Assistent der Chirurgie.

Am 18. Juli 1888 heiratete Heinrich Braun Antonie Gertrud Volkmann, die Cousine des bekannten Chirurgen Richard von Volkmann.

Anfang 1891 übersiedelte Braun mit seiner Familie, zu der inzwischen zwei Kinder (Erika Anna Bertha Braun, geb. am 04.12.1889 und Werner Friedrich Wilhelm Braun, geb. am 21.03.1891) gehörten, nach Leipzig. Hier richtete er sich eine kleine Privatklinik für Chirurgie und Orthopädie und später eine erweiterte Privatklinik ein. Damit schuf er sich die Voraussetzungen für die Fortsetzung begonnener bakteriologischer, mikroskopischer und fotografischer Untersuchungen. 1894 habilitierte Heinrich Braun in Leipzig und wurde zum Privatdozenten ernannt. Damit schlug Braun die Laufbahn eines Hochschullehrers ein. Ab 1897 beschäftigte sich Heinrich Braun mit Forschungen und Verbesserungen der Narkoseverfahren. Er entwickelte ein Gerät, mit dem Chloroformdampf, Ätherdampf oder ein Gemisch aus beidem zusätzlich zur Atemluft nach Belieben verabreicht werden konnte - der Braunsche Narkoseapparat. Für die Patienten resultierte daraus eine bis dahin nicht gekannte Sicherheit bei der Narkose. 1899 folgte Braun der Berufung zum chirurgischen Oberarzt des Diakonissenhauses in Leipzig.

Am 9. Januar 1906 übernahm Heinrich Braun die Leitung des Königlichen Krankenstifts in Zwickau. Hier arbeitete Braun zielstrebig darauf hin, für das Krankenhaus einen geeigneteren Platz zu finden und es nach modernen Prinzipen einzurichten, um bestmögliche Bedingungen für die Patienten zu erhalten. Heinrich Braun entwickelte maßgeblich im Zusammenwirken mit Architekten ein Baukonzept, das endlich 1912 die Zustimmung der Landesregierung fand. 1921 konnte das neue Krankenstift auf einer Fläche von 300.000 Quadratmetern am Rande Zwickaus in Marienthal seiner Bestimmung übergeben werden. Es galt lange Zeit als eines der modernsten Krankenhäuser in Deutschland. Insbesondere der Grundriss des „Zwickauer Pavillons“ sowie die Konzeption der Operationssäle fanden breite Beachtung und standen für modernen Krankenhausbau. Braun bewertete sein Wirken für das neue Krankenhaus als einen Höhepunkt seines Schaffens, als krönenden Abschluss seines Lebenswerkes.

Heinrich Braun erwarb sich bleibende Verdienste bei der Förderung junger Ärzte und hinsichtlich der kontinuierlich Fortbildung seiner Kollegen. Unter seiner Leitung arbeitete von 1908 bis 1927 die „Zwickauer Medizinische Gesellschaft“. 1920 fasste er seine Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Ausbildung von Assistenzärzten, die auch heute noch Gültigkeit haben, in der Schrift „ Die Ausbildung der Assistenzärzte in Krankenanstalten" zusammen.

1914 publizierte Heinrich Braun zusammen mit anderen bekannten Chirurgen das Standardwerk „Chirurgische Operationslehre“. Eine acht Bände umfassende Sammlung von Sonderdrucken in der Medizinischen Bibliothek des Heinrich-Braun-Klinikums Zwickau zeugt noch heute von der umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit Professor Brauns.

Am 1. April 1928 ging Heinrich Braun in den Ruhestand. Er übersiedelte mit seiner Frau nach Überlingen.

Am 26. April 1934 verstarb Heinrich Braun im Alter von 72 Jahren.

Quelle:
Hoffmann, Ute, Das Leben und Wirken von Heinrich Friedrich Wilhelm Braun, in: Zwickauer Heimatjournal Heft 1/1993.

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