Auch ohne Blaulicht ein Grund zum Anhalten: August Horch Museum zeigt historischen Horch Sanitätskraftwagen

veröffentlicht am: 15.10.2010
  • Krankenwagen von 1937 dokumentiert Nutzfahrzeugherstellung der Zwickauer Fahrzeugbauer vor 1945
  • seltene Leihgabe bereichert Ausstellung bis März 2011

Bis zum März 2011 zeigt das Zwickauer August Horch Museum einen äußerst seltenen Horch 830 BL Sanitätskraftwagen. Während das Fahrgestell 1937 in den Werkhallen des Luxusherstellers in der Muldestadt montiert wurde, stammt der Aufbau von der Fahrzeugbau Schumann GmbH in Werdau.

Horch - bei diesem Namen denkt man unweigerlich an majestätische Limousinen, elegante Kabrioletts und rassige Sportwagen. Liefer- oder gar Lastkraftwagen kommen einem da weniger in den Sinn. Zumal die Zahl der überlieferten Fahrzeuge an einer Hand abzuzählen ist. Doch auch und gerade Nutzfahrzeuge waren eine wichtige Domäne des Zwickauer Nobelherstellers. Bereits 1909 lieferte man erste Fahrzeuge aus, die weniger repräsentativ, dafür aber praktisch und eben nutzbringend waren. Übrigens sind es Krankenwagen gewesen, mit denen Horch in die Sparte einstieg. Sie brachte dem Werk durch ein über Motorleistung und Aufbauvarianten breit gefächertes Programm nicht nur einen profitablen Geschäftszweig, sondern zugleich weitere Anerkennung durch Zuverlässigkeit, Leistung und komfortablen Transport. Hinsichtlich der Fertigung arbeitete man rationell durch die Verwendung von Personenwagen-Baugruppen, die entsprechend dem Bedarf und den Anforderungen angepaßt wurden. Dies änderte sich allerdings bald mit dem Bau von wesentlich mehr Nutzlast tragenden Lastkraftwagenchassis. Noch vor dem Ersten Weltkrieg konnten ganze Lastzüge angeboten werden, die 10 Tonnen Zuladung mühelos beförderten. Der Krieg ließ dann auch die Nutzfahrzeugfertigung durch Heereslieferungen bis an die Kapazitätsgrenzen anwachsen - mit seinem Ende lief sie stückweise bis 1923 aus. Wenn auch zukünftig die Produktion von Liefer- und Krankenwagen nie ganz aufhörte, spielten sie doch eine untergeordnete Rolle.

Mit dem Zusammenschluß von Audi, DKW, Horch und Wanderer zur Auto Union AG änderte sich an dieser Einstellung recht wenig, auch wenn man den Bau von Nutz- und Sonderfahrzeugen nicht vernachlässigte. Dies zeigte sich schon daran, daß der aufstrebende sächsische Konzern die angebotenen Autos auf DKW-, Wanderer- und Horch-Grundlage beispielsweise zur Berliner Automobilausstellung in der Lastwagenhalle präsentierte. Zunächst zog man allerdings den Umbau von Gebrauchtfahrzeugen vor. Dabei stand das häufig vorhandene Modell 350 im Mittelpunkt. Generalüberholt trat es „fabrikneuwertig" fast ausschließlich als Krankenwagen den Weg zum Kunden an. Mit dem Grundsatz „Für den Kranken ist das beste gerade gut genug!" setzte die Verkaufsabteilung dann ab 1935 wieder ganz auf Neuwagen. Als Chassis fand der durch anerkannte Zuverlässigkeit, Straßenlage, Federung und Laufruhe perfekt geeignete Horch 830 BL mit dem V-8-Motor Verwendung. Die Wagen mit moderner Innenausstattung - und ohne Blaulicht - schätzten unter anderen die Universitätsklinik Jena, die AEG Hennigsdorf, das Krupp-Grusonwerk Magdeburg oder die Ruhrstahl AG. Dennoch blieb die Auslieferung bis 1938 mit etwa 30 Fahrzeugen jährlich mehr als bescheiden.

Um so erfreulicher und interessanter ist die Tatsache, daß bis Ende März 2011 nun im August Horch Museum ein Horch Sanitätskraftwagen den Besuchern gezeigt werden kann, der 1937 mit der bewährten Karosserie der Firma Schumann in Werdau versehen, ausgeliefert wurde. Das komplett restaurierte Fahrzeug aus Privatbesitz hat dabei übrigens seinen Weg aus Norddeutschland an die einstige Geburtsstätte aus eigener Kraft zurückgelegt! Da die ausgesprochene Rarität der Zwickauer Nutzfahrzeugfertigung anschließend nicht gleich wieder öffentlich zu sehen sein wird, lohnt sich ein Museumsbesuch in jedem Fall.

Ebenso seltene Exponate sind gleichzeitig nur noch bis Anfang Dezember in der Sonderausstellung „Ein Wanderer und kein Anderer!" zu bestaunen. Noch ein Grund mehr zum Gang ins Museum, denn in einer faszinierenden Mischung aus der traditionsreichen Geschichte - vom Hochrad aus dem Jahr 1886, über eine Fräsmaschine von 1900, die älteste Continental Schreibmaschine (1904) bis hin zu Motorrädern und dem legendären Wanderer „Puppchen" - widerspiegelt sich die Entwicklung einer Weltmarke. Besonderer Akzent liegt auf der Fahrzeugsparte und deren enger Verbindung zum Zwickauer Automobilbau.

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