Brandneu auf dem Büchermarkt – „1407. Rat kontra Landesherr?“

veröffentlicht am: 10.02.2012

Ergebnisse und Hintergründe zu Ereignissen im Jahr 1407 in Zwickau

Im Mittelpunkt des aktuell erschienenen Bandes „1407. Rat kontra Landesherr?" stehen Ergebnisse eines wissenschaftlichen Kolloquiums im Jahr 2007. Gegenstand des Kolloquiums war der 600. Jahrestag des „Blutgericht 1407" in Zwickau, denen sich vor fünf  Jahren parallel auch eine Sonderausstellung in den Priesterhäusern widmete.
Mit der Veröffentlichung wird an jene für die Muldestadt einschneidenden und schwerwiegenden Ereignisse erinnert. Die acht im Tagungsband versammelten Aufsätze beschäftigen sich mit den Hintergründen und dem gesellschaftlichen Rahmen für den Konflikt zwischen Rat und Landesherren. Betrachtet werden die politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnisse im wettinischen Herrschaftsgebiet Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Am Beispiel Zwickaus wird die Rolle der Städte im Territorialstaat herausgearbeitet und aus archäologischer und anthropologischer Sicht die Funde in der Grablege der hingerichteten Zwickauer Bürger in der St. Afra-Kapelle in Meißen untersucht.

Der Band „1407. Rat kontra Landesherr?" ist nicht nur für Stadt- und Landeshistoriker eine beachtenswerte Monografie, sondern findet sicher auch unter geschichtlich interessierten Laien regen Zuspruch. Er ist zum Preis von 24,00 Euro in den Kunstsammlungen und Stadtarchiv, Lessingstraße 1; den Priesterhäusern, Domhof 5-8 sowie im Kulturamt, Kolpingstraße 8 erhältlich.

Historische Hintergründe

Vor 605 Jahren, am 14. Februar (Valentinstag) 1407, ließ der Zwickauer Rat den ehemaligen Stadtvogt Franz Steussing (Stuchsing) auf dem Marktplatz enthaupten. Steussing hatte nicht nur die gegen die Stadt gerichteten Machenschaften des Vogts Conrad Brückner unterstützt. Als Bürgermeister zeichnete er für eine enorme Verschuldung der Stadt verantwortlich. Er erschlich sich die Stadtrichterstelle, die er skrupellos zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzte und damit der Stadt und ihren Bürgern großen wirtschaftlichen Schaden zufügte. Der allgemeine Hass gegen Steussing hatte seinen Höhepunkt zu dem Zeitpunkt erreicht, als Anfang Februar 1407 Markgraf Wilhelm I. starb. Der Rat sah sich gezwungen zu handeln. So wurde Steussing nach vorhergegangenem hochnotpeinlichem Halsgericht geköpft. Die Konsequenz war, dass die neuen Landesherren vier angesehene Zwickauer Bürger und Ratsherren nach Meißen bestellten und sie ihrerseits hinrichteten. Da half auch die Vorlage der noch heute im Stadtarchiv erhaltenen umfangreichen Rechtfertigungsschrift nichts.

 

Inhaltsübersicht

Vorwort (Dr. Pia Findeiß, die Herausgeber)

Die Wettiner im 14. und 15. Jahrhundert. Grundlinien eines Wiederaufstiegs (André Thieme)

Das Verhältnis von Stadt und Amt Zwickau im 14. und 15. Jahrhundert (Jens Kunze)

Wirtschaftliche und politische Strukturen der Stadt Zwickau im späten Mittelalter (Michael Löffler)

Die Zwickauer Ereignisse anno 1407 und die Hinrichtung „... etzlich Erbarn bürger der stat ..." am 10. Juli selbigen Jahres in der Burg zu Meißen (Norbert Oelsner, Wilfried Stoye)

Das Grab der 1407 hingerichteten Zwickauer Ratsherren Peter Mergenthal, Johannes Dythmar, Johannes und Stephan Gulden im Meißner Afrakloster (Reinhard Spehr)

Zur historischen Bedeutung des „Roten-Turm-Gerichts" zu Meißen (Reinhard Spehr)

Anthropologisches Gutachten über die vier Ratsherren-Skelette und über ihre drei Grabnachbarn aus dem Meißner Afrakloster (Klaus Simon)

1407 - Quellenlage und Darstellung der Ereignisse in der Zwickauer Geschichtsschreibung (Silva Teichert)

Anhang: Rechtfertigungsschrift des Rates, Transskription (Michael Hofmann, Jens Kunze)


Herausgeberhinweis:

1407. Rat kontra Landesherr? Wissenschaftliches Kolloquium zu den Zwickauer Ereignissen im Jahr 1407. 28. September 2007

Hrsg.: Städtische Museen Zwickau und Stadtarchiv Zwickau, Zwickau 2011

ISBN 978-3-933282-40-8
Seitenumfang: 312
Einband: Paperback
Umfangreicher Abbildungsteil in Farbe