17. Neujahrsempfang der Stadt Zwickau: Topthema "100 Jahre Museum Zwickau"

veröffentlicht am: 09.01.2014

Der Zwickauer Neujahrsemfang an einem Donnerstag - das hat sich im Vorjahr erstmalig bewährt und so fand das seit 1998 gemeinsam von der Stadt Zwickau und der Stadtwerke Zwickau Holding GmbH veranstaltete Ereignis erneut an diesem Wochentag statt. Rund 450 Gäste waren dabei, als der erste gesellschaftliche Höhepunkt der Automobil- und Robert-Schumann-Stadt im Jahr 2014 im festlichen Ambiente des Konzert- und Ballhauses über die Bühne der „Neuen Welt" ging.

Neben den Zwickauer Ehrenbürgern Erwin Killat, Alt-OB Rainer Eichhorn und Jürgen Croy hatten sich weitere Gäste angesagt. Aus Wolfsburg reisten Oberbürgermeister Klaus Mohrs und der erste Stadtrat Werner Borcherding an. Sie übergaben eine Spende, die für den Neustart des vom Hochwasser betroffenen Hortes Brückenstraße bestimmt ist. Zwickaus Partnerstadt Dortmund war durch die 1. Stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Jörder vertreten. Die weiteste Anreise hatte Alt-OB Dietmar Vettermann nebst seiner Ehefrau Birgit, den es zu wichtigen Terminen wie diesen von seinem jetzigen Wohnort auf der dänischen Insel Ærø direkt nach Zwickau zog. Einer guten Tradition folgend stand der offizielle Zwickauer Jahresauftakt unter einem Motto, das von einem besonderen Ereignis bestimmt wird: „König-Albert-Museum, Städtisches Museum, Kunstsammlungen, Max-Pechstein-Museum - 100 JAHRE MUSEUM ZWICKAU".

Wenngleich der eigentliche 100. „Geburts"-Tag der heutigen KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum in der Lessingstraße 1 erst am 23. April 2014 ist, lenkten die Zwickauer ihren Fokus gleich zu Jahresbeginn auf das Ereignis und stimmen sich fortan schrittweise auf dieses schöne Jubiläum ein. Vom 7. März bis 4. Mai ist eine Ausstellung geplant, die auf ein interessiertes Publikum aus Nah und Fern zielt: „100 Jahre Museum in der Lessingstraße. Vom König-Albert-Museum bis zu den Kunstsammlungen".

Mit seinem einzigartigen Schwerpunkt zum Schaffen Pechsteins hat sich das Museum heute zu einer modernen Kunstsammlung profiliert, wie auch die Erwerbungen der letzten Jahre bezeugen. Nicht zuletzt wurde die Aufmerksamkeit auf die imposante, derzeit im Umbau befindliche Stätte durch den zufälligen spektakulären Münchner Kunstfund gelenkt. Hildebrandt Gurlitt, Vater des Schlagzeilen produzierenden Kunstsammlers Cornelius Gurlitt, war von 1925 bis 1930 Leiter des einstigen König-Albert-Museums. Er baute in jener Zeit eine umfangreiche Sammlung mit Werken zeitgenössischer Maler auf und organisierte eine Vielzahl von Ausstellungen mit Arbeiten von Max Pechstein, Käthe Kollwitz oder Ernst Barlach. Zwar wurde ein wesentlicher Teil der Sammlungen von den Nationalsozialisten als „Entartete Kunst" abgestempelt und aussortiert, doch bilden Gurlitts Erwerbungen noch immer das Fundament der Sammlung.

Vor der Begrüßungsrede des Aufsichtsratsvorsitzenden der Stadtwerke Holding Rainer Dietrich sahen die Gäste einem Kurzfilm, der das Thema des Neujahrsempfangs bedient. Er brachte ihnen die 100-jährige Geschichte des Zwickauer Museums nahe. Neben Innen- und Außenaufnahmen des vom Architekten Richard Schiffner von 1912 bis 1914 errichteten Gebäudes und dem Blick auf Dokumente zur Museums- und Ausstellungsgeschichte zogen besonders historische Filmaufnahmen von Max Pechstein während der Jurysitzung zum Max-Pechstein-Preis 1947 das Publikum in den Bann. Im Foyer wird zum Thema des Abends eine kleine Ausstellung gezeigt.

Besonders erfreulich: Alexander Pechstein nebst Gattin Rosemarie wird im Publikum sitzen. Der östlich von Kiel lebende Enkel Max Pechsteins ist selbst ausgebildeter Grafiker, schuf Zeichentrickfilme, war im Bereich Marketing tätig und ist Gründer des Pechstein-Verlags. Der Nachlass seines in Zwickau geborenen Großvaters, des Malers und Grafikers Hermann Max Pechstein (1881 bis 1955), über den er auch einen Film gedreht hat, ist bei ihm in guten Händen. Zur Freude der kunstbegeisterten Zwickauer hat er gemeinsam mit seiner Cousine und Pechstein-Enkelin Julia Pechstein dafür gesorgt, dass kleine und große Zwickauer vom Februar bis Mai 2013 drei Monate lang auf lebendige und begeisternde Art Gelegenheit hatten, sich mit dem Schaffen des Expressionisten und „Brücke"-Künstlers auseinander zu setzen. An der Ausstellung „Max Pechstein auf Reisen. Utopie und Wirklichkeit" hatten Max Pechsteins Enkel maßgeblichen Anteil, ebenso daran, dass die Kunstsammlungen Zwickau jetzt den Namen „Max-Pechstein-Museum" tragen.

Die Neujahrsrede der Oberbürgermeisterin war von einer positiven Grundstimmung getragen. Sie begann jedoch mit der schwierigen Finanzsituation im Jahr 2004, die geprägt war von sinkenden Einnahmen, steigenden Ausgaben, damit verbundener Stagnation und Haushaltsperre. Gerade dieser Blick zurück machte deutlich, wie viel Positives sich seither getan hat. Das geschah vor allem durch vorwärtsweisende Entscheidungen des Bundes wie das Konjunkturpaket II, das Investitionen von rund 20 Millionen Euro ermöglichte und durch erfreulich gestiegene Gewerbesteuereinnahmen: 2003 flossen rund 20 Mio. Euro in den städtischen Haushalt, 2012 waren es rund 85 Mio. und 2013 mehr als 68 Mio., die dem Engagement der hier ansässigen Unternehmen und Mitarbeiter zu verdanken sind. Zudem hat der Stadtrat wegweisende und verantwortungsbewusste Entscheidungen getroffen, wie z.B. den Beschluss zum Verkauf eines Teils des Immobilienbesitzes der GGZ, der für Schuldentilgung und Investitionen klug genutzt wurde.

Auf dem zielgerichteten Weg, Zwickau immer weiter zu einer lebens- und liebenswerten Stadt zu gestalten, gibt es Rückschläge - das verschwieg das Stadtoberhaupt keinesfalls: „Beispielsweise bedauere ich, dass - obwohl wir ausdrücklich zur Bewerbung aufgefordert wurden - unser Verwaltungszentrum nicht Standort des Jobcenters wird. Dies hätte uns in die Lage versetzt, Ämter und Büros der Stadtverwaltung in der Innenstadt etablieren zu können - das ehemalige Schocken-Kaufhaus, das auf den Stadtentwicklungsprojekten ganz weit oben steht, wäre hierfür eine gute Wahl gewesen ... Ebenso schmerzt mich die Schließung des Kaufhauses Joh! Wir waren mit dem Investor schon so weit gewesen und dann scheiterte das ganze Projekt letztlich an überzogenen Forderungen des Immobilieneigentümers. Und natürlich gab es auch 2013 Ereignisse, die mich berührten und bewegten. Ärgerlich sind <...> die gravierenden Baumängel am Konservatorium. Und mich bewegt natürlich die Debatte um die neue JVA. Es ist bedauerlich, wenn aus fragender Kritik, die legitim ist, persönliche Angriffe werden und man bei manchen Personen über die Motive sehr zweifeln kann."

Rückschläge und Debatten sind kein Grund zur Entmutigung, machte die Oberbürgermeisterin deutlich und verwies auf die Chancen, die Projekte wie der Gefängnisneubau bieten: „... Dass das neue Großgefängnis in Zwickau gebaut wird, ist <...> auch der Geduld und der Konsequenz von Stadtrat und Verwaltung zu verdanken. Nicht das kurzsichtige Streben nach öffentlicher Anerkennung, sondern das strategische Interesse an der Entwicklung unserer Stadt als Behördenstandort war ausschlaggebend. Es ist gelungen, eine 150 Millionen-Investition nach Zwickau zu bekommen, die Arbeitsplätze bringt, das Oberzentrum stärkt und eine alte Brache einer sinnvollen Nutzung zuführt."

Manches großes Vorhaben erfordert Mut und Vision - für diese Erkenntnis hatte die erste Frau der Stadt ein schönes Beispiel, das ihr das Thema des diesjährigen Neujahrsempfangs lieferte: „Für viele - ich gehöre dazu - war es ein Traum, ein Max-Pechstein-Museum in Zwickau zu schaffen. Und wie es bei einem Traum ist: Vor fünf Jahren waren wir nicht sicher, ob und wie wir dies realisieren. <...> Wenn wir, mit dem Ende der Umbauarbeiten, dieses Museum in den Kunstsammlungen eröffnen können, so eröffnen wir nicht nur ein ‚Pechstein-Museum Light‘. Nein, wir erweisen anlässlich des 100. Geburtstages des Museums dem Sohn unserer Stadt die ihm gebührende Ehre, wir präsentieren dann die weltweit umfangreichste Dauerausstellung mit Werken Max Pechsteins. Damit können wir ein weiteres Alleinstellungsmerkmal vorweisen ..."

Zwickau steht vor einem „Superwahljahr" 2014. Denn neben der Europawahl, den Wahlen zum Landtag und zum Kreistag steht auch die Wahl zum Zwickauer Stadtrat an. Für Gegenwart und Zukunft wünscht sich das Stadtoberhaupt Kontinuität und ein produktives Miteinander, das in vernünftigen Entscheidungen mündet. Für Politikverdrossenheit sieht die Zwickauer Oberbürgermeisterin keinen Anlass, hat vielmehr einen weiteren Wunsch: „Unser Bündnis für Demokratie und Toleranz, dem ich für sein Engagement herzlich danke, hatte für 2013 das Motto ‚Misch mit!‘ gewählt! Dieses Motto sollte uns weiterhin begleiten!" Sie ermuntert die Zwickauerinnen und Zwickauer, sich konstruktiv einzumischen und sich aktiv am Geschehen der Stadt Zwickau zu beteiligen. „Nehmen Sie ihr Wahlrecht wahr, bleiben Sie neugierig, seien Sie offen und engagieren Sie sich in Unternehmen, in Vereinen und Verbänden, in der Politik und im Alltag. ‚Misch mit‘ ist keine ‚Mission impossible‘, jeder kann das - der eine weniger, der andere mehr. Mitmischen ist auch etwas anderes als Aufmischen! Es meint ein MITeinander, zu dem immer auch gehört, den anderen zu respektieren."

Auch nach der Rede gehörte der Oberbürgermeisterin noch einmal die Bühne. Es stand eine Auszeichnung an, die sportliches Engagement in den Mittelpunkt rückt. Das ist ein Bereich, in dem die studierte Diplomsportlehrerin, deren Leben selbst von vielfältiger sportlicher Aktivität geprägt ist, sehr gut mitreden kann. In diesem Jahr erhielt ein Zwickauer Verein, der sich um das aktive, sprich sportliche Zwickau verdient gemacht hat, die Martin-Römer-Ehrenmedaille: der ESV Lokomotive Zwickau e.V. Das ist mit Abstand die mitgliederstärkste Gemeinschaft im Kreissportbund Zwickau e.V. und zudem der zehntgrößte Verein im Land Sachsen. Breitensport, vor allem aber auch Kinder- und Jugendsport wird hier großgeschrieben. Diese vielseitige und im Umkreis leistungsstärkste Sportgemeinschaft betreibt außerdem in mehreren Abteilungen im Erwachsenen-, Kinder- und Jugendbereich Leistungssport. Mit schönen Folgen: Aus dem Verein gingen Europa- und Weltmeister, Olympiamedaillengewinner, Weltcupsieger, Deutsche Meister, Landesmeister sowie Ostdeutsche Meister hervor.

Das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau gestaltete den musikalischen Part. Den Auftakt gab ein Werk Robert Schumanns, die 3. Sinfonie Es-Dur, op. 97 - 1. Satz. Im Verlauf der Festveranstaltung waren zudem Carmen-Orchestervorspiele und nach Ende der Auszeichnungen Antonín Dvorak - Slawischer Tanz C-Dur, op. 46 Nr. 1 zu hören. Ganz am Ende des offiziellen Teils erhielt das Orchester eine vielstimmige Unterstützung durch die Gäste des Neujahrsempfangs 2014 als es zum Abschluss den unverzichtbaren „Steigermarsch" anstimmte.

Die Organisation des Neujahrsempfangs übernahmen erneut in bewährter Weise die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Unterstützt wurden sie dabei von der Zwickauer Energieversorgung GmbH, der Zwickauer Umweltdienste GmbH & Co. KG, der Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH, der Wasserwerke Zwickau GmbH und der Gebäude- und Grundstücksgesellschaft mbH. Azubis der Stadtverwaltung und der ZEV kümmern sich als Servicekräfte um die Besucher des Neujahrsempfangs. Die Sparkasse Zwickau und die Mauritius Brauerei Zwickau GmbH unterstützten die Veranstaltung erneut als Hauptsponsoren.

Verleihung der Martin-Römer-Ehrenmedaille

Gemäß § 1 der Satzung über Ehrungen und Auszeichnungen der Stadt Zwickau vom 12.04.2007 kann die Stadt Zwickau zur Ehrung oder Auszeichnung von Personen, die sich um die Stadt Zwickau und das Wohl ihrer Bürger verdient gemacht haben das Ehrenbürgerrecht, die Stephan-Roth-Bürgermedaille und die Martin-Römer-Ehrenmedaille verleihen. Die Martin-Römer-Ehrenmedaille kann dabei an Personen sowie Vereine, Gruppen, Organisationen und Institutionen verliehen werden, die sich durch erfolgreiches Wirken und Eintreten für das Wohl oder Ansehen von Stadt und Bürgerschaft besondere Verdienste erworben haben und aus diesem Grund öffentlich ausgezeichnet werden sollen.

Entsprechend der eingereichten Vorschläge und der in der Satzung über Ehrungen und Auszeichnungen vorgesehenen Beratung im Ältestenrat wird mit der Martin-Römer-Ehrenmedaille geehrt:

ESV Lokomotive Zwickau e. V.

Der ESV Lokomotive Zwickau e. V. ist mit Abstand die mitgliederstärkste Gemeinschaft im Kreissportbund Zwickau e. V. und im Land Sachsen der zehntgrößte Verein. Traditionell ist in allen Abteilungen des Vereins Kinder- und Jugendarbeit möglich. Am 11. März 2012 feierte der Marienthaler Verein sein 66-jähriges Vereinsjubiläum.

Der ESV Lokomotive Zwickau e. V. fühlt sich besonders dem Kinder- und Jugendsport verbunden. Doch auch der Bereich der Erwachsenensportler kommt nicht zu kurz. In mehr als 20 Frauen- oder Männersportgruppen verteilt über das gesamte Stadtgebiet ist einmal pro Woche freundbetontes Sporttreiben möglich.

Erwähnenswert ist zudem die Tatsache, dass der ESV Lokomotive Zwickau e. V. sowohl im Erwachsenen- als auch im Kinder- und Jugendbereich in mehreren Abteilungen Leistungssport betreibt. In all den Jahrzehnten des Bestehens entwickelte er sich auch deshalb zu einer der vielseitigsten und leistungsstärksten Sportgemeinschaft im näheren und weiteren Umkreis. Aus dem Verein gingen Europameister, Weltmeister, Olympiamedaillengewinner, Weltcupsieger und natürlich auch Deutsche Meister, Landesmeister sowie Ostdeutsche Meister hervor.

Geführt wird der Verein seit Jahrzehnten von einem ehrenamtlichen 14-köpfigen Vorstand, der regelmäßig tagt. Somit ist der Verein ein wesentlicher Bestandteil gelebter Demokratie in der Mitte unserer Gesellschaft.

Neujahrsansprache der Oberbürgermeisterin
Neujahrsansprache der Oberbürgermeisterin
Konzert- und Ballhaus "Neue Welt"
Das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau gestaltete den musikalischen Part.
Ehrung mit der Martin-Römer-Ehrenmedaille: Vertreter des ESV Lokomotive Zwickau e. V.
Rund 450 Gäste waren dabei
Spendenübergabe der Stadt Wolfsburg
Ehrung mit der Martin-Römer-Ehrenmedaille: Vertreter des ESV Lokomotive Zwickau e. V.