Das Kulturamt informiert:
Seit März war die Zwickauer Ratsschulbibliothek für den Besucherverkehr geschlossen. Jetzt öffnet sie nach erfolgreichem Umzug im Sommer am 1. Oktober 2025 neu in ihrem Interimsquartier im Verwaltungszentrum an der Werdauer Straße 62 wieder für Nutzer und Interessierte.
In ihrer über 525-jährigen Geschichte war die Ratsschulbibliothek nur an drei Standorten – in der alten Lateinschule am Marienkirchplatz (heute Galerie am Domhof), in der „Grünhainer Kapelle“ der Lateinschule (heute WHZ) in der Peter-Breuer-Straße und im „König-Albert-Museum“ in der Lessingstraße.
Am 1. Mai 1914 wurde sie im zwischen 1912 und 1914 errichteten König-Albert-Museum an der Lessingstraße eröffnet. Seit 110 Jahren war sie dort gemeinsam mit den heutigen KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum und dem Stadtarchiv ein Anlaufpunkt für Regionalforscher, Wissenschaftler und interessierte Bürger. Aufgrund einer Teilsanierung des Museumsbaus zog sie im Sommer 2025 in ihr Interimsquartier im Zwickauer Verwaltungszentrum an der Werdauer Straße.
Nach einer halbjährigen Schließung eröffnet die Ratsschulbibliothek ihre Pforten nun am neuen Standort.
Den Nutzern steht ein gut ausgestatteter Lesesaal für ihre Arbeiten mit Nachschlagewerken und aktuellen Zeitschriften zur Verfügung. Außerdem gibt es einen Zugang zum W-LAN und dem Online-Katalog. Darüber hinaus stehen Lesegeräte für Mikroformen zur Verfügung.
Der historische Bestand und ein Großteil des neueren Bestandes sind im gleichen Gebäude untergebracht und können somit zeitnah genutzt werden. Ein Teil befindet sich in Außenmagazinen (v. a. Zeitschriften) und muss daher vorbestellt werden.
Zur Geschichte der Bibliothek und ihrer Kostbarkeiten
Die Ratsschulbibliothek ist eine der ältesten Bibliotheken Deutschlands. Sie gehört zu den wissenschaftlichen Stadtbibliotheken, die besonders im 15. und 16. Jahrhundert in aufstrebenden, wirtschaftlich bedeutenden deutschen Städten ins Leben gerufen wurden.
Ihre Geschichte ist auf das Engste mit der bereits zum Ende des 12. Jahrhunderts gegründeten Zwickauer Lateinschule verbunden. Bedeutende Gelehrte ihrer Zeit, wie Stephan Roth, Georgius Agricola, Johann Zechendorf, Christian Daum und Christian Clodius leiteten als Rektoren diese Schule und nahmen auch wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Ratsschulbibliothek, deren genaues Gründungsdatum nicht überliefert ist. Ein erster Existenznachweis führt jedoch bis ins Jahr 1498 zurück.
Bereits in der 1537 entstandenen Schulordnung des Rektors Plateanus wird sie als „bibliotheca publica“ bezeichnet, was ihre Doppelstellung sowohl als Schul- wie auch als wissenschaftliche Stadtbibliothek schon zu dieser Zeit unterstreicht. Damit ist gesichert, dass sie als älteste öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek Sachsens gelten kann.
Durch die Übernahme kostbarer Nachlässe wurde die Ratsschulbibliothek zur bedeutendsten bibliothekarischen Sammelstätte Westsachsens. Zu den wertvollsten Beständen an Drucken, Handschriften und Briefen der Reformationszeit gehört die 1546 testamentarisch übereignete Privatbibliothek des Zwickauer Ratsherrn und Oberstadtschreibers Stephan Roth (1492-1546). Weitere wichtige Nachlässe sind die von: Christian Daum (1612-1687), Johannes Zechendorf (1580-1662), Tobias Hempel (1738-1820), Christian Clodius (1694-1778) und Eduard Flechsig (†1873).
Gegenwärtig verfügt die Bibliothek über etwa 250.000 bibliographische Einheiten, wobei ca. 60 Prozent dem Altbestand (Drucke bis 1850) zuzurechnen sind. Über 200 mittelalterliche Handschriften, ca. 1.200 Inkunabeln (Drucke vor 1501), etwa 2.500 alte Musikalien, umfangreiche Briefsammlungen sowie ca. 30.000 Gelegenheitsschriften kennzeichnen die Besonderheiten dieser herausragenden Einrichtung.
Ratsschulbibliothek Zwickau
Werdauer Straße 62 | Haus 4 | Eingang A
Telefon: 0375 834222
Öffnungszeiten: Di bis Fr, 8 bis 17 Uhr
Entgelte: Tageskarte 1 €; Vierteljahreskarte 4 €; Jahreskarte 15 €