Robert-Schumann-Preisträgerin 2025 steht fest

veröffentlicht am: 06.11.2025

New Yorker Pianistin Tiffany Poon wird am 24. November ausgezeichnet – Konzert bereits am 16. November

Der Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau wird 2025 an die New Yorker Pianistin Tiffany Poon vergeben. Sie erhält den Preis vor allem für ihre Verbreitung des Werks von Robert und Clara Schumann als Influencerin. Der mit 10.000 EUR dotierte Preis wird am Montag, dem 24. November, um 16 Uhr im Robert-Schumann-Haus verliehen.

Tiffany Poon wurde am 29. Dezember 1996 in Hongkong geboren. Sie begann als Zweijährige auf einem Spielzeugklavier Melodien nachzuspielen und erhielt seit 2001 regulären Klavierunterricht. Sie zog dann mit ihrer Mutter nach New York, wo sie 2004 an der renommierten Juillard School aufgenommen wurde. Schon 2007 diente sie als Modellfall für den australischen Musikerziehungsforscher Gary E. McPherson, der seitdem mehrere Forschungsbeiträge über ihre Ausbildung veröffentlich hat. Sie studierte acht Jahre lang bei Yoheved Kaplinsky, dann bei Emanuel Ax und ab 2014 bei Joseph Kalichstein. Parallel studierte sie an der Columbia University und erwarb 2018 ihren Bachelor of Arts in Philosophie.

Ihr erstes öffentliches Konzert gab sie 2010, heute konzertiert sie weltweit sowohl in Solo-Recitals als auch mit bedeutenden Orchestern. Sie ist Preisträgerin zahlreicher renommierter Wettbewerbe: Sie erhielt z. B. 2012 den ersten Preis bei der 8th Moscow International Frederic Chopin Competition for Young Pianists, 2014 den zweiten Preis bei der Chopin Golden Ring Piano Competition und 2016 (als eine der jüngsten Teilnehmerinnen) den dritten Preis beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Zwickau. 2019 begann sie die Zusammenarbeit mit dem Cellisten Jan Vogler und dem Moritzburg Festival, woraus 2022 die CD Dvořák Album hervorging. Sie ist mit Orchestern in den USA, in Kanada, Europa und Australien aufgetreten. 2020 spielte sie Brahms’ erstes Klavierkonzert in Salzburg und 2022 im Eröffnungskonzert des Zwickauer Schumann-Fests. 

Ihr erstes Solo-Album war 2024 Robert Schumann gewidmet und trägt den Titel Diaries. Tiffany Poon spielt darauf die Davidsbündler-Tänze, die Kinderszenen und die Arabeske von Robert Schumann. In kurzer Zeit rückte das Album mit über neun Millionen Streams in vier Kontinenten auf den Spitzenplatz von Apple Music Classical und ebenso auch im Billboard Traditional Classical Albums Chart. Ihre Schumann-Begeisterung, so sagte Tiffany Poon in einem Interview von Deutsche Welle-TV 2023, habe bereits im Teenager-Alter begonnen: „Es ist etwas ganz Besonderes, wie er verschiedene Charaktere in seiner Musik verkörpert.“ Und in einem Podcast in der Steinway & Sons-Reihe „Soundboard“ verriet sie: „Schumann is my guy!“. Am 7. November erscheint ihr zweites Album mit dem Titel Nature. 

Vor allem während der durch die Covid-Pandemie erzwungenen Konzertpause 2020/21 begann sie ihr Engagement in den sozialen Medien. Ihr Youtube-Kanal hat inzwischen 330.000 Follower, ihre Videos wurden über 50 Millionen Mal aufgerufen. Wohl kein anderer Künstler im Bereich der Klassischen Musik kann eine derartige Statistik aufweisen. Unter den über 400 Videos auf ihrem Kanal nehmen Robert und Clara Schumann einen herausragenden Rang ein. Auch über ihren Auftritt beim Zwickauer Schumann-Fest 2022 berichtete Tiffany Poon in einem fast halbstündigem Video auf youtube („Get Ready with Me: nerves, Brahms First Concerto at Schumann Festival“). Sie engagiert sich auf vielfältige Weise in Workshops, Meisterkursen und Online-Tutorials im Bereich der musikalischen Bildung und ist außerdem Gründerin der gemeinnützigen Stiftung „Together with Classical“, die sich der finanziellen Förderung begabter Nachwuchsmusiker widmet.

Erstmals wird der Zwickauer Robert-Schumann-Preis für die Verbreitung Robert und Clara Schumanns in den sozialen Medien verliehen. Und mit Ausnahme des allerersten Robert-Schumann-Preises der Stadt Zwickau, den 1964 die Pianistin Annerose Schmidt erhielt, wurde der Preis noch nie an eine gerade erst 28 Jahre alte Persönlichkeit verliehen.

Die Laudatio am 24. November hält GMD Leo Siberski. Bevor die Preisträgerin sich am Ende selbst musikalisch bedankt, wird die Zeremonie musikalisch umrahmt durch die Sopranistin Elisabeth Birgmeier (Siegerin in der Kategorie Gesang/Damen beim letzten Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb 2024). Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei. 

Der Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau wird seit 1964 an herausragende Musiker, Musikwissenschaftler oder Musikinstitutionen vergeben, die sich in besonderem Maße für den großen romantischen Komponisten engagiert haben. Die Vorschläge für die Verleihung des Preises werden ausgearbeitet und unterbreitet vom Vorstand der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau e. V. Der Stadtrat der Stadt Zwickau benennt für die Dauer seiner Amtszeit zwei Mitglieder für eine Jury zur Preisvergabe. Der Preis ist mit einer Geldsumme von insgesamt 10.000 Euro dotiert, die Preisträger erhalten eine Medaille und eine Urkunde. Der Robert-Schumann-Preis kann geteilt werden. Zu den früheren Preisträgern gehören Alfred Brendel, die Robert-Schumann-Forschungsstelle und das Robert Schumann Konservatorium, Heinz Holliger, András Schiff, Thomas Synofzik, Mitsuko Shirai und Hartmut Höll, John Eliot Gardiner, Christian Gerhaher, Florian Uhlig und Daniel Barenboim.

Tiffany Poon gastiert bereits eine Woche zuvor in Zwickau

Wer Tiffany Poon in einem gesamten Soloprogramm erleben will, hat dazu bereits acht Tage vorher, am Sonntag, dem 16. November, um 17 Uhr im Robert-Schumann-Haus Gelegenheit. Im musikalischen Gepäck hat sie, neben ihrer neuesten CD Nature ein buntes Programm mit Werken von Robert und Clara Schumann, Jean-Phillipe Rameau, Claude Debussy und Maurice Ravel. 

Aus den Soirées musicales op. 6 von Clara Schumann wird sie Nr. 2 Nocturne und Nr. 5 Mazurka interpretieren, von Robert Schumann die Arabeske op. 18 und die Davidsbündlertänze op. 6. Als Arabeske bezeichnet man in der Kunst eine phantasievoll gestaltete, sich stark verzweigende Pflanzenranke mit Blüten und Blättern. Diesen Titel wählte Robert Schumann für sein Opus 18, 1838 während seines Wienaufenthalts komponiert. Der Titel ist recht treffend gewählt, denn in diesem Werk „verschlingt sich Alles auf eigene Weise durcheinander“, wie Schumann an seine Braut Clara selbst schrieb. Sowohl die Arabeske als auch die Davidsbündlertänze sind heute nicht mehr aus dem pianistischen Repertoire wegzudenken. Robert Schumann widmete die Tänze seines fiktiven Davidsbundes dem Freund Walter von Goethe. Doch gibt es in den 18 Stücken auch „viele Hochzeitsgedanken“, in denen er auf Kompositionen seiner Braut Clara Wieck – speziell aus deren Soirées musicales anspielte.

Wie Robert Schumann war auch der französische Barockkomponist Jean-Philippe Rameau ein Autodidakt, der sich sein musikalisches Handwerkszeug vorwiegend im Selbststudium erarbeitete. Clara Schumann war eine der ersten, die seine Kompositionen in Konzerten erneut zur Aufführung brachte. Tiffany Poon spielt von ihm die beiden tonmalerischen Vogel-Stücke La Poule (Die Henne) und Le Rappel des Oiseaux (Das Erwachen der Vögel). Und knüpft dann ein thematisches Band über die Jahrhunderte zu Vogel- und Naturkompositionen der beiden befreundet-rivalisierenden französischen Komponisten Claude Debussy und Maurice Ravel: Es erklingen Oiseaux tristes (Traurige Vögel) und Une Barque sur L’ocean von Maurice Ravel und Le Vent dans la plaine (Der Wind in der Ebene), Bruyères (Heidekraut) und L‘Isle Joyeuse (Insel der Freude) von Claude Debussy.

Eintrittskarten zu 12 Euro (ermäßigt 9 Euro) sind an der Museumskasse zu den gewohnten Zeiten, Restkarten an der Abendkasse erhältlich. Eine Vorbestellung ist unter 0375 834406 und schumannhauszwickaude möglich. Vorbestellte und nicht abgeholte Karten gehen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn in den freien Verkauf.

Das Konzert wird im Rahmen des Schumann-Netzwerks realisiert, das durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird.

Tiffany Poon erhält den Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau
© Remy Holwick
Die Medaille des Robert-Schumann-Preises