Das Kulturamt informiert:
Jo Harbort entwirft Erinnerungsort
Am 6. Juli 2014 - zum Tag des Bergmannes - wird auf dem MuldeParadies auf der Fläche über dem Tunnel der Bundesstraße 93 ein neuer Erinnerungsort der Öffentlichkeit übergeben. Unter dem Titel „Erinnerung - es ist Feierabend - Schicht im Schacht" gestaltete der Zwickauer Künstler Jo Harbort ein aussagekräftiges Kunstwerk, bestehend aus einer Holzparkbank auf der ein mannshoher Bronzeguss eines Bergmannes sitzt und einem Ensemble aus fünf Reliefs mit Erläuterungen zum Bergbau. Der Aufbau soll am 2. Juni beginnen.
Das Kunstwerk soll sowohl erlebbare Erinnerung an den über sechs Jahrhunderte dauernden Steinkohlenbergbau im Zwickauer Revier als auch Ehrung und Dank an die Bergleute sein, die unter zum Teil größten Schwierigkeiten ihren Dienst versahen und den einige sogar mit ihrem Leben bezahlten. So wurde bereits vor sechs Jahren die Idee zu einer Erinnerungsstätte geboren. Als es im Zuge der Entstehung des MuldeParadieses um dessen künstlerische Ausgestaltung ging, schlug der Steinkohlen Bergbauverein Zwickau e.V. einen Ort des Gedenkens für die Bergmänner vor. Die Idee traf auch den Nerv der Verantwortlichen der Stadt Zwickau. Mit Jo Harbort konnte wenig später auch ein Zwickauer Künstler für das Projekt gewonnen werden.
Stadt mit schwarzen Wurzeln
Der Bergbau in Zwickau beeinflusste bis weit in das 20. Jahrhundert hinein Aussehen, geografisches und wirtschaftliches Profil der Stadt. Noch heute wird das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Teilen durch bergmännische Traditionen geprägt. So ist der Ort im MuldeParadies auch mit Bedacht und Hintergrund gewählt. An dieser Stelle in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Stadtmauer und dem alten Tränktor mit heutiger Paradiesbrücke querten über viele Jahrhunderte hinweg die Bergleute die Mulde, um zu den östlichen und südlichen Schächten des Zwickauer Reviers zu gelangen. Auf demselben Weg wurde die geförderte Steinkohle mit Pferdegespannen auf der bewährten Kohlenstraße in die Stadt transportiert.
Über die gesamte Dauer des Steinkohlenbergbaus, durch den sich auch das Stadtbild nachhaltig veränderte, wurde das schwarze Gold in 17 großen und hunderten kleinen Schächten abgebaut. In den 1950er Jahren waren mehr als 11.000 Bergarbeiter in den drei Großbetrieben - VEB Steinkohlenwerk „Karl Marx" (Brückenberg), VEB Steinkohlenwerk „August Bebel" (Äußere Schneeberger Straße) und VEB Steinkohlenwerk „Martin Hoop" (Äußere Dresdner Straße) - beschäftigt.
Wenn am 6. Juli das Denkmal der Öffentlichkeit präsentiert wird, geschieht das mit einem bergmännischen Glück-Auf! Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß, Karl-Heinz Baraniak, dem Vorsitzenden des Steinkohlenbergbauvereins Zwickau e.V., sowie Kulturamtsleiter Dr. Michael Löffler werden in kurzen Redebeiträgen für den feierlichen Rahmen sorgen. Für die musikalische Umrahmung sorgen das Jugendblasorchester Zwickau e.V. sowie der Chor des Steinkohlenbergbauvereins Zwickau e.V. Von 10.45 bis 13 Uhr findet ein Platzkonzert des Jugendblasorchesters mit Frühschoppen statt.
Der Künstler
Jo Harbort wird 1951 in Oschersleben/Sachsen-Anhalt geboren. 1969 schließt er das Abitur mit einer Ausbildung zum Holzbildhauer ab. Im darauffolgenden Jahr nimmt er an der Dresdner Kunstakademie das Studium der Bildhauerei auf, das er 1975 abschließt.
1976 lässt er sich als freischaffender Bildhauer in Zwickau nieder. Bis heute lebt und arbeitet er in der Stadt an der Mulde. Seit 1990 findet sein Leben und Schaffen zu Teilen auch auf der Ostseeinsel Hiddensee statt.
Harbort arbeitet vorwiegend mit Holz und Metall und schuf in Zwickau schon mehrere Kunstwerke im öffentlichen Raum. So unter anderem den Bierbrauerbrunnen, den Brunnen am Schumannplatz, eine Weihnachtskrippe, die jedes Jahr den Zwickauer Domhof schmückt, sowie Schumanns Orchester, das zu Teilen im Zwickauer Rathaus zu sehen ist. 2011 wurde Jo Harbort mit der Martin-Römer-Ehrenmedaille ausgezeichnet, eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Zwickau.