Neujahrsempfang der Stadt Zwickau weckt Neugier auf 4. Sächsische Landesausstellung

veröffentlicht am: 09.01.2020

Punkt 17 Uhr ging es los. Mit dem 23. Neujahrsempfang im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ erlebten heute zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens der Automobil- und Robert-Schumann-Stadt und ihre Gäste das erste offizielle gesellschaftliche Großereignis des Jahres 2020.
Gastgeber waren die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Der traditionelle Jahresauftakt stand im Zeichen des Dialogs und Gedankenaustauschs. Erwartet wurden etwa 500 Vertreter der Wirtschaft und des Handwerks, des politischen und gesellschaftlichen Lebens sowie der Kirchen.

In der Reihe der Ehrenbürger nahm diesmal, neben Alt-OB Rainer Eichhorn und Fußball-Legende Jürgen Croy Platz. Zu den Gästen zählten zudem u. a. zahlreiche vormals mit Ehrenmedaillen der Stadt Zwickau Geehrte sowie die Bundestagsabgeordneten Carsten Körber und Dr. Jürgen Martens sowie Oberbürgermeister und Bürgermeister von Nachbarstädten und Gemeinden und Vertreter des Landkreises Zwickau. Aus der tschechischen Partnerstadt Jablonec nad Nisou wird Oberbürgermeister Dr. Jiří Čeřovský begrüßt. Mit einer Strecke von ca. 760 Kilometern – und somit fast acht Stunden Fahrzeit von seinem jetzigen Wohnort auf der dänischen Insel Ærø aus – hatte Alt-Oberbürgermeister Dietmar Vettermann die weiteste Anreise.

Außergewöhnlich lang ist die Auszeichnungsliste, auf der in diesem Jahr die Namen von sieben Persönlichkeiten stehen.
Die langjährigen Stadträte Werner Fischer, Christian Dzierzon, Stefan Kramer und Reiner Seidel (1999 bis 2019) nahmen aus den Händen der Oberbürgermeisterin die Stephan-Roth-Bürgermedaille entgegen.
Mit der Martin-Römer-Ehrenmedaille werden Karl Remitz, Gabriel Püschmann und Helga Roscher für ihr außergewöhnliches Engagement zum Wohle der Stadt Zwickau ausgezeichnet. Karl Remitz ist rühriger Vorstand des ESV Lokomotive Zwickau, dessen Name untrennbar mit dem Oldiemasters im Hallenfußball verbunden ist und der sich sehr für die Zwickauer Hütte engagiert. Berufliches und ehrenamtliches Engagement für den Erhalt der Zwickauer Kirchen gehen für Kirchenbaurat Gabriel Püschmann Hand in Hand. Besonders hervorzuheben ist sein ehrenamtliches Engagement zum Erhalt der Lukaskirche. Helga Roscher ist ein Aktivposten im Zwickauer Sportleben. Sie gilt vielen als „Mutter des Zwickauer Rhönradturnens“.

„Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“, dieses die Veranstaltung prägende Motto ziert die Einladungskarte des diesjährigen offiziellen Jahresauftaktes. Im Foyer wurde den Gästen die 4. Sächsische Landesausstellung näher vorgestellt, welche der Höhepunkt des Jahres der Industriekultur in Sachsen ist. Das bevorstehende Großereignis findet vom 25. April bis zum 1. November statt. Die Zentralausstellung dazu, zu der ca. 100.000 Besucher erwartet werden, wird im Audi-Bau präsentiert. Kann doch die viertgrößte Stadt des Freistaates auf eine interessante Industriegeschichte und -kultur verweisen. Das weltweit bekannte August Horch Museum übernimmt den Part „AutoBoom“. Als Repräsentanten des Org.-Teams und auskunftsfreudige Gesprächspartner zu diesem besonderen Thema waren von der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Museumsleiter Prof. Klaus Vogel und Kurator Thomas Spring auf dem Zwickauer Neujahrsempfang vertreten.

Dass Zwickau auch 2020 seinem Beinamen Robert-Schumann-Stadt alle Ehre macht, garantiert vom 4. bis 14. Juni 2020 der 18. Internationale Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang, für den Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, die Schirmherrschaft übernommen hat. Auf diese und weitere Großereignisse machte Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß in ihrer Neujahrsansprache neugierig. In die Reihe der zu erwartenden Höhepunkte fällt auch die Eröffnung des Gewandhauses, wenngleich es bis dahin noch einige Hürden zu meistern gilt.

„Wir alle sind Zwickau!“ – dieser Satz steht sowohl am Anfang als auch am Ende der Rede des Zwickauer Stadtoberhauptes. Die Neujahrsansprache war geprägt von großem Verantwortungsbewusstsein, Zuversicht, Vorfreude, Optimismus und Dankbarkeit gegenüber allen, welche die Region an ihrem Platz vielfältig und lebenswert gestalteten und weiterhin voranbringen werden. Dieses berufliche und ehrenamtliche Engagement sei aller Ehren wert.
Auch den Gedenkort für die Opfer des NSU im Schwanenteichgelände verbuche sie letztlich auf der Habenseite: „Dass uns das Absägen des ersten Baumes fassungslos machte und diese Untat kaum in Worte zu fassen ist, ist klar. Beeindruckt hat mich das Engagement und das couragierte Auftreten, das viele Menschen danach zeigten… Ein ebenso deutliches Zeichen waren die Spenden für die zehn Bäume und den Gedenkort, von privaten und kommunalen Unternehmen, von Bürgern aus ganz Deutschland oder eben von den Beamtinnen und Beamten unserer Polizeidirektion. Für mich war dies ein wichtiges Signal, dass es in Zwickau eine gute Basis gibt, die für Demokratie, Mitmenschlichkeit und ein friedliches Miteinander steht.“

Vor vielen Herausforderungen und Chancen stehe Zwickau auch 2020. Die Oberbürgermeisterin nannte einige davon: die Sanierung von Schulen und Kitas, Straßenausbau und -erneuerung, das neue Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr in Marienthal, Hochwasserschutz, Projekte im Schwanenteichgelände, Maßnahmen zur E-Mobilität, Klima- und Umweltschutz, das Großprojekt Digitalpakt Schulen… Die Zwickauer können stolz auf das Erreichte sein, so Dr. Pia Findeiß, „…bei allen Ecken und Kanten, die unsere Stadt hat, und vielleicht gerade wegen dieser Ecken und Kanten.“ Zwickau hat in 500 Jahren Industriekultur das eine oder andere Kapitel maßgeblich mitgeschrieben und das wird auch in Zukunft so sein, da der Volkswagen Konzern in diesen Tagen ein neues, spektakuläres Kapitel in der ohnehin glanzvollen Geschichte des Fahrzeugbaus aufschlage. „Bei solchen Traditionen“, so die Oberbürgermeisterin, „bei dieser Gegenwart und angesichts der Arbeit an und für die Zukunft können wir stolz und lokalpatriotisch sein. Stolz und Lokalpatriotismus haben dabei nichts Ausgrenzendes und dürfen es nicht haben. Unsere Stadt profitiert in ihrer Geschichte von Austausch und Offenheit“. Als Beleg dafür nennt das Stadtoberhaupt Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart. So besuchen Experten aus aller Welt das VW-Werk in Zwickau, um die Transformation kennenzulernen und von den Erfahrungen zu profitieren. An der WHZ sind Studierende aus knapp 50 Ländern immatrikuliert. Bei den Clara-Schumann-Philharmonikern sind Musikerinnen und Musiker aus acht Nationen zu einem Klangkörper vereint.

Dankbar und nicht unzufrieden zu sein, ist der Zwickauer Stadtchefin auch angesichts eines besonderen Jubiläums im Jahr 2020 wichtig: „Politische Wende und deutsche Einheit jährten und jähren sich zum 30. Mal. Gehen Sie aufmerksam durch Zwickau, rufen Sie sich Bilder vor Augen, wie unsere Stadt 1990 aussah, vergegenwärtigen Sie sich, welche Be- und Einschränkungen es früher gab. Es ist ein kleines Wunder, dass und in welcher Gesellschaft und Stadt wir leben.“

Für eine stimmungsvolle musikalische Begleitung durch den 23. Neujahrsempfang sorgten die Clara-Schumann-Philharmoniker Plauen-Zwickau unter Leitung von GMD Leo Siberski. Den Auftakt machten sie mit Joseph Haydns Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur 1. Satz. Solistin war die 15jährige Cellistin Wiebke Mehnert aus Ebersbrunn. Danach begrüßte Bürgermeisterin Kathrin Köhler in ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Zwickau Holding GmbH die Gäste des Neujahrsempfangs 2020.
Dem folgten Werke von Clara Schumann als Premiere und Uraufführung: drei Lieder aus op. 13 (bearbeitet für Singstimme und Orchester von Masayuki Carvalho): „Ich stand unter Tränen“, „Sie liebten sich beide“ und „Die stille Lotosblume“, vorgetragen von Marija Mitić.
Nach der Neujahrsansprache der Oberbürgermeisterin und den Auszeichnungen erklang Richard Wagners Vorspiel zum 3. Akt aus „Lohengrin“.
Der Tradition aller bisherigen Neujahrsempfänge folgend, wurde der offizielle Teil der Veranstaltung mit dem „Steigermarsch“ abgeschlossen.

Die Organisation des Neujahrsempfangs
…übernahmen erneut in bewährter Weise die Stadt Zwickau und die Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Unterstützt wurden sie dabei von der Zwickauer Energieversorgung GmbH, der Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH, der Wasserwerke Zwickau GmbH, der Gebäude- und Grundstücksgesellschaft mbH. Auszubildende der Stadtverwaltung und der ZEV kümmerten sich als Servicekräfte um die Besucher des Neujahrsempfangs. Hauptsponsoren waren erneut die Sparkasse Zwickau und die Mauritius Brauerei GmbH.

EHRUNGEN ZUM NEUJAHRSEMPFANG 2020

Stephan-Roth-Bürgermedaille
für Werner Fischer, Christian Dzierzon, Stefan Kramer und Reiner Seidel

Die Stephan-Roth-Bürgermedaille wird laut Satzung über Ehrungen und Auszeichnungen der Stadt Zwickau an Personen verliehen, „die sich durch besonders erfolgreiches langjähriges Wirken und durch ihr Eintreten zum Wohle der Stadt oder ihrer Bürgerschaft hohe Verdienste erworben haben. Das gilt in besonderem Maß für Mitglieder des Stadtrates, die diesem Gremium, beginnend 1990, mindestens drei Wahlperioden bzw. 15 Jahre angehören bzw. angehört haben.“

Werner Fischer gehörte dem Stadtrat von 1994 bis 2004 sowie von 2009 bis 2019 an. Mitglied war er unter anderem im Haupt- und Verwaltungsausschuss. Darüber hinaus war Werner Fischer Aufsichtsratsmitglied der Senioren- und Seniorenpflegeheim gGmbH, der SSH Service GmbH sowie der Stadtwerke Zwickau Holding GmbH. Nicht unerwähnt sei sein ehrenamtliches Engagement, wie das im Feuerwehrverein Auerbach/Eckersbach 1999 e. V., in der ZWG oder dem Kleingartenverein Muldenaue, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Rund 20 Jahre lang engagierte sich Christian Dzierzon als Stadtrat für die Automobil- und Robert-Schumann-Stadt Zwickau. Als Mitglied dieses Gremiums von 1990 bis 1994, von 1999 bis 2004 und von 2009 bis 2019 trug er maßgeblich Verantwortung für Zwickau und die Bürger. Er wirkte u. a. im Wirtschafts-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss mit. Besondere Verantwortung trug er als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Städtischen Bäder Zwickau GmbH.

Auch Stefan Kramer trug über 20 Jahre lang als Mitglied des Stadtrates (1996 bis 2019) Verantwortung für die Entwicklung Zwickaus. Er wirkte im Wirtschafts-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss mit und fungierte als Aufsichtsratsmitglied der Beschäftigungsförderung Zwickau gGmbH und der BFZ Service GmbH. Besondere Anerkennung verdient sein Engagement als Ortsvorsteher von Crossen. In dieser Funktion setzte er sich nachhaltig für „seinen“ Stadtteil ein, war seit August 2004 erster Ansprechpartner für die Crossener Bürger und wichtiges Bindeglied zu Stadtverwaltung und -rat.

Reiner Seidel gehörte dem Stadtrat von 1999 bis 2019 an und war jahrelang Mitglied des Aufsichtsrates der Gebäude- und Grundstücksgesellschaft. Seit 01.08.2001 ist er außerdem Ortsvorsteher des Stadtteils Mosel. Sachlich und engagiert vertritt er die Anliegen des Stadtteils, ist wichtiger Ansprechpartner und gestaltet maßgeblich die Entwicklung und das Leben Mosels mit. 2019 übernahm Reiner Seidel erneut Verantwortung und übt weiterhin das Amt des Ortsvorstehers aus.


Martin-Römer-Ehrenmedaille
für Karl Remitz, Gabriel Püschmann und Helga Roscher

Die Martin-Römer-Ehrenmedaille kann an Personen sowie Vereine, Gruppen, Organisationen und Institutionen verliehen werden, die sich durch erfolgreiches Wirken und Eintreten für das Wohl oder Ansehen von Stadt und Bürgerschaft besondere Verdienste erworben haben und aus diesem Grund öffentlich ausgezeichnet werden sollen.

Karl Remitz ist seit 1951 Mitglied und seit langem Vorstand des ESV Lokomotive Zwickau, dessen Ehrenmitglied er seit 2007 ist. Zu seinen zahlreichen Initiativen und Aktivitäten zählt beispielsweise der Aufbau und die Leitung der allgemeinen Sportgruppe. Untrennbar mit seinem Namen verbunden ist außerdem das Oldiemasters im Hallenfußball, das er über Jahrzehnte hinweg mit großem ehrenamtlichem Einsatz organisierte. Hervorzuheben ist nicht zuletzt sein Engagement für die Zwickauer Hütte. Er hält Kontakt zum Hüttenwirt und zur Region Pfelders, organisiert Fahrten und Besuchsprogramme und trägt maßgeblich zum gelebten Austausch bei.

Bereits in seiner Tätigkeit als Kirchenbaurat der evangelisch-lutherischen Landeskirche hat Gabriel Püschmann maßgeblichen Anteil am Erhalt und der Sanierung verschiedener Zwickauer Kirchen. Berufliches und ehrenamtliches Engagement scheinen bei Herrn Püschmann in positiver Weise Hand in Hand zu gehen. Beispielsweise ist er Mitglied des Fördervereins der Katharinenkirche. Besonders hervorzuheben ist sein ehrenamtliches Engagement zum Erhalt der Lukaskirche. Einst vom Verfall gekennzeichnet, konnte dieses wichtige und stadtbildprägende Denkmal gerettet werden. Inzwischen steht die Lukaskirche wieder für Veranstaltungen zur Verfügung, aktuell wird die historische Walcker-Orgel saniert. Diese positive Entwicklung ist nicht zuletzt Herrn Püschmann zu verdanken, der sich mit großem Sachverstand und Einsatz im Förderverein engagiert, dessen Vorsitzender er ist.

Ebenfalls seit Anfang der 1950er Jahre ist Helga Roscher Mitglied des ESV Lok. Sie „brachte“ 1955 das Rhönrad nach Zwickau. Mehr als vier Jahrzehnte lang war sie dann als Abteilungsleiterin, Trainerin und Hauptkampfrichterin aktiv. Eine kontinuierliche Nachwuchsarbeit, zahlreiche Meistertitel aber auch die Gestaltung von Veranstaltungen kennzeichnen diese Zeit. Dass das Rhönradturnen nicht nur eine fest etablierte Abteilung des Traditionsvereins ist, sondern darüber hinaus ein Aktivposten im Zwickauer Sportleben, ist maßgeblich Helga Roscher zu verdanken, die vielen als „Mutter des Zwickauer Rhönradturnens“ oder „Rhönradikone“ gilt. Seit 1990 ist Roscher Ehrenmitglied des ESV Lokomotive Zwickau.